Niederländisches Gesundheitssystem ist mitten im Umbruch

Lange Debatten vor der Reform

Die Niederländer haben anders als die Deutschen die Jahre langen Debatten über eine grundlegende Reform ihres Gesundheitssystems bereits hinter sich. Zum Anfang des Jahres wurde die gesetzliche Krankenversicherung abgeschafft, seitdem wetteifern private Kassen um Gunst und Geldbeutel der Versicherungspflichtigen.

Jeder Niederländer ist zu einem Mindestmaß an Krankenversicherung verpflichtet. Das so genannte Basispaket kostet im Durchschnitt 88 Euro im Monat, Kinder unter 18 Jahren werden umsonst versichert. Zu diesem für alle gleichen Betrag kommen einkommensabhängige Prämien in Höhe von 6,5 Prozent des Bruttolohns, die für abhängig Beschäftigte der Arbeitgeber bezahlt. Selbstständige bekommen eine Steuervergünstigung.

Im Basispaket sind Mindestleistungen wie ein Arztbesuch oder eine
Operation versichert. Für viele Leistungen muss die Versicherung aber
aufgestockt werden. Eine Familie mit zwei 18-jährigen Kindern kann
dann schnell auf Kassenbeiträge von 500 Euro oder mehr kommen. Die
Regierung hat versprochen, dass fast niemand mehr bezahlen muss als
nach dem alten System.

Die Krankenkassen haben den Wettbewerb um Kunden mit einem
Preiskampf begonnen. Rund 25 Prozent der Versicherten haben mit der
Einführung des neues Systems die Kasse gewechselt. Ehemals gesetzliche Kassen konnten sich finanziell nicht so gut vorbereiten. Die großen Häuser locken mit preiswerten Zusatzversicherungen. Manche Experten glauben, dass das nicht lange währt und die Basisprämie schon bald auf 100 oder mehr Euro erhöht werden muss.

Als Opfer des neuen Systems sehen sich die Hausärzte. Ein Teil des ihnen zustehenden Honorar-Topfes wurde den Versicherern übergeben, die mit den Ärzten über die Verwendung verhandeln müssen. Mit einem Streik protestierten die Hausärzte im vergangenen Jahr dagegen. Sie befürchten, dass langfristig die großen Versicherungskonzerne die billigsten und nicht die besten Behandlungsmethoden durchdrücken. Die Mitte-Rechts-Regierung in Den Haag setzt darauf, dass die erhöhte Konkurrenz ohne Leistungsverlust zu günstigen Preisen führt.

(dpa)