Dänen finanzieren Gesundheit mit hoher Einkommenssteuer

Alle Dänen zahlen ein

Dänen staunen ungläubig, wenn sie etwas über den undurchdringlich wirkenden Finanz-Dschungel im deutschen Gesundheitswesen hören. Wo es doch bei ihnen ganz einfach läuft: Alle Bürger im Königreich zahlen über ihre extrem hohe Einkommenssteuer von maximal 64 Prozent automatisch auch in die staatliche Krankenversicherung ein. Das Gesundheitswesen ist fast ausschließlich staatlich organisiert und wird zu 80 Prozent direkt aus öffentlichen Kassen finanziert. Den Rest tragen die 5,5 Millionen Bürger durch Eigenbeteiligung, vor allem bei Zahnärzten und Medikamenten, bei.

Kaum jemand weiß oder interessiert sich dafür, wie viel Prozent der eigenen Einkommenssteuer denn nun für das Gesundheitswesen abgezweigt werden. Mit einem Anteil von 8,8 Prozent am Bruttonationalprodukt (2002) und vergleichsweise moderaten Kostensteigerungen im Gesundheitswesen bei generell satt gefüllten Staatskassen will diese Frage niemandem so recht unter den Nägeln brennen. Auch Finanzminister Thor Pedersen nicht. Von dessen rechtsliberaler Partei «Venstre» bis zur Einheitsliste vom äußersten linken Parlamentsflügel sind sich alle politischen Kräfte einig, dass die Gesundheitsfinanzierung über Steuern bestens funktioniert.

Nicht ohne Stolz verweisen Dänen aus allen Bevölkerungsschichten darauf, dass die traditionell absolut gleichen Behandlungsrechte im Gesundheitswesens ohne Rücksicht auf den Geldbeutel immer ein wichtiger Grundpfeiler im eigenen Wohlfahrtsstaat gewesen ist. Trotzdem nimmt langsam aber sicher die Bedeutung freiwilliger privater Zusatzversicherungen zu. Mehr als ein Viertel aller Arbeitnehmer kann so, oft über Tarifverträge auf Kosten des Arbeitgebers, den happigen Eigenanteil bei Zahnbehandlungen und Medikamenten senken und vor allem die gefürchteten Wartezeiten bei Operationen durch Behandlung in Privathospitälern abkürzen. Einzelzimmer in einem öffentlichen dänischem Krankenhaus sind aber nach wie vor für Geld auch von Milliardären nicht zu ergattern.