Gesundheitsvorsorge bei Auslandsreisen ernst nehmen

Kinder und ältere Menschen haben öfter Gesundheitsprobleme

"Vor allem für Familien, die mit Kindern verreisen, für ältere Menschen und für alle, die regelmäßig Medikamente einnehmen, zahlt sich die reisemedizinische Vorbreitung in jedem Fall aus", sagt Prof. Dr. Erich Kröger, Leiter des Centrums für Reisemedizin, Düsseldorf. Eine Veröffentlichung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstreicht dies mit Zahlen: Jeder Zweite hatte während oder nach einer Reise irgendein Gesundheitsproblem und jeder Zwölfte musste einen Arzt aufsuchen. "Zuviel" und: "Das muss nicht sein!", sagen dazu erfahrene Reisemediziner, die wissen, dass in den meisten Fällen eine richtige Vorsorge die Erkrankung verhindert hätte. Doch was zeichnet eine gute reisemedizinische Vorbereitung aus und wer hilft dabei?

"Die Beratung sollte bei einem reisemedizinisch fortgebildeten Arzt oder Apotheker stattfinden", empfiehlt das CRM, und sie muss sowohl die besonderen Bedingungen und Infektionsrisiken des Reisegebietes als auch die persönlichen Voraussetzungen des Reisenden berücksichtigen.

Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke sind weniger belastbar als junge, gesunde Erwachsene. Sie benötigen daher eine gründlichere Reisevorbereitung. Beispielsweise leiden Kinder häufiger an Reiseübelkeit, Senioren und chronisch Kranke sind anfälliger für Infekte. Hinzu kommt, dass andere Regionen auch andere Gesundheitsrisiken bergen.

Wer in südliche Länder reist, muss in Sachen Hygiene gut aufgeklärt sein, weil sich dort Bakterien und Keime viel schneller vermehren. Das Händewaschen vor jedem Essen ist dort wesentlich wichtiger als bei uns. Fleisch und Gemüse sollten nur durchgegart gegessen werden, Obst nur wenn es selbst frisch geschält wurde und Kaltgetränke nur aus Flaschen mit Originalverschluss getrunken werden, um Durchfallerkrankungen zu vermeiden. Aber auch Hepatitis A wird durch verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Die reisemedizinische Beratung muss daher von Fall zu Fall klären, ob eine Impfung sinnvoll ist.

Zu jeder guten reisemedizinischen Beratung gehört immer die Kontrolle des Impfschutzes. Viele Erwachsene, die im Kindesalter noch ausreichend geimpft wurden, versäumen es den Schutz regelmäßig wieder aufzufrischen. Doch wer schon den Impfschutz gegen Tetanus und Diphtherie nicht hat, der für jeden selbst hier in Deutschland offiziell empfohlen wird, ist im Ausland noch mehr gefährdet.

Je nach Reiseziel muss jedoch auch noch über weitere Schutzimpfungen gesprochen werden, etwa bei allen, die in den Sommerferien nach Süddeutschland, Österreich, die Schweiz, nach Südosteuropa, nach Schweden oder in die Baltischen Staaten fahren. Hier muss der Arzt oder Apotheker in dem Beratungsgespräch prüfen, ob möglicherweise eine Impfung gegen FSME, die von Zecken übertragene gefährliche Virusinfektion sinnvoll ist. "Je naturnäher der Urlaub gestaltet wird, wie etwa beim Camping, umso notwendiger ist in diesen Regionen die Impfung", erklärt Prof. Kröger.

So vielfältig wie ein Urlaub gestaltet werden kann, so unterschiedlich müssen auch reisemedizinische Beratung und Empfehlungen aussehen. Campingurlauber oder Trekking-Reisende benötigen eine andere Reisevorbereitung in Sachen Gesundheit als Touristen oder Geschäftsreisende, die im modernen Sternehotel wohnen werden. Dass Österreichurlauber vielleicht die eine oder andere Bergtour unternehmen und alle, die ans Meer fahren, auch mit den verschiedenen Wassersportarten in Kontakt kommen werden, muss von dem beratenden Arzt oder Apotheker beachtet werden. Allein in Deutschland sind im vergangenen Jahr 470 Menschen ertrunken. 2003 waren es sogar 644. "Auch die meisten dieser Unglücksfälle wären vermeidbar gewesen", so Prof. Kröger.

Wer sich fachkundig beraten lassen möchte, findet auf den Internetseiten www.crm.de und www.travelmed.de Adressen von reisemedizinisch fortgebildeten Ärzten und Apotheken.

Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes
Vor einer Reise sollten Urlauber nach Empfehlung des Auswärtigen Amtes unbedingt eine zusätzliche Kranken- und Rückholversicherung abschließen. Schon ein kleinerer Unfall könne mit dem Rückflug nach Deutschland schnell weit über 100.000 Euro kosten, warnte der Leiter des Gesundheitsdienstes im Auswärtigen Amt, Gunther von Laer, bei einem Reisemedizin-Symposium in Berlin. Vor allem in den USA könnten auch kleine Gesundheitsprobleme schnell immense Kosten verursachen, die von den Krankenkassen oft nicht übernommen würden.

Wichtig sei es auch, sich im Vorfeld gut zu informieren und eine Liste von Ansprechpartnern mitzunehmen. Bei einer Reise in Malariagebiete sei es beispielsweise überlebenswichtig, sofort bei Anzeichen von Fieber einen Arzt aufzusuchen. Einheimische Mediziner sprächen jedoch oft nur ihre Heimatsprache. «Dann kehrt sich die reizvolle Exotik um und wird zum Bedrohungsfaktor.» Hilfe böten in solchen Fällen die Botschaften, die den Kontakt zu kompetenten und zweisprachigen Ärzten vermittelten.

Besondere Vorsicht sei zunehmend bei Reisen in die Staaten der ehemaligen Sowjetunion geboten, warnte von Laer. Die Zahl der HIV- Infizierten steige in diesen Ländern rasant, zudem agierten sowohl die Drogen- als auch die Rotlichtszene sehr offensiv.

Internet: Informationen des Gesundheitsdienstes im Auswärtigen Amt:
www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/gesundheitsdienst

Immer mehr Senioren kommen krank vom Urlaub zurück
Deutschlands Senioren kommen immer öfter krank aus dem Urlaub nach Hause zurück. "Ältere Menschen sollten sich gerade vor Fernreisen ärztlich beraten lassen", warnte der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Hellmut Koch.

Unterschätzt werde etwa die Gefahr durch Hepatitis A, die durch Nahrungsmittel übertragen wird und die in höherem Alter lebensbedrohlich verlaufen kann. Besonders im osteuropäischen Raum seien Tuberkulose und Diphtherie wieder auf dem Vormarsch. Deshalb seien Impfungen rechtzeitig vor Reisebeginn unerlässlich. Billige Fernflüge, Pauschalangebote mit Rundum-Betreuung und Ferienanlagen mit westlichen Standards dürften nicht über gesundheitliche Gefahren hinwegtäuschen, die in tropischen Ländern oder den Entwicklungsregionen der Welt drohten.

"Die Rentner sind rüstiger und mobiler", erläutert Koch. Dennoch drohten Gefahren auch bei bestimmten Grunderkrankungen, die besonders Senioren beträfen. Etwa bestehe bei Langstreckenflügen gerade bei Patienten mit Venenerkrankungen eine Thrombosegefahr. Diabetiker wiederum sollten vor einer Fernreise mit dem Arzt besprechen, wie sie Insulingaben an die Zeitverschiebung anpassen könnten. Mancher Rentner überschätze auch die eigenen Fähigkeiten. Reisen mit Expeditionscharakter seien für Altersgruppen um die 80 Jahre in der Regel ungeeignet.