Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz

Betriebliche Gesundheitsförderung ist mehr als ein Seminarprogramm

Gesundheitsvorsorge funktioniert am besten, wenn sie ohne großen Aufwand in das Alltagsleben eingepasst wird. Das haben mehrere Studien zum Thema gezeigt. Aus dieser Erkenntnis wurde die Idee des „Setting“-Ansatzes entwickelt. So nennen Experten ein Vorgehen, bei dem Prävention möglichst nah am Lebensumfeld der Menschen angeboten wird. Ein Beispiel dafür ist die Betriebliche Gesundheitsförderung. Krankenkassen können diese im Rahmen ihrer Präventionsaufgaben fördern, sind dazu aber nicht verpflichtet.

Die Betriebliche Gesundheitsförderung beginnt damit, dass sich die Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel und einen gemeinsamen Weg verständigen. Dazu gehören nicht nur Firmenleitung und Mitarbeiter, sondern –wo vorhanden- auch Betriebsärzte und Sicherheitsfachkräfte. Nicht zuletzt müssen Betriebs- oder Personalrat eingebunden werden. Die gesetzliche Unfallversicherung und die arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Dienste sind ebenfalls zu beteiligen. Sind sich diese Akteure nicht einig über einen gemeinsamen Weg für die betriebliche Gesundheitsförderung, wird die Krankenkasse eine Finanzierung ablehnen. Sie ist ohnehin nicht verpflichtet, betriebliche Gesundheitsförderung zu bezahlen. Es muss daher verhandelt werden – sofern die Mitarbeiter bei unterschiedlichen Anbietern versichert sind, auch mit mehreren gesetzlichen Kassen.

Bei den Programmen soll es nicht nur darum gehen, die Mitarbeiter zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil zu bewegen. Auch die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsorganisation sollen so umgestaltet werden, dass Gefahren für die Gesundheit der Mitarbeiter reduziert werden. Für Industrie- oder Handwerksbetriebe kann das bedeuten, mit besseren Maschinen und besseren Abläufen die Arbeit  ungefährlicher zu machen. Doch auch in vielen Büros kann die Arbeit neu gestaltet werden, um körperliche und psychische Belastungen zu reduzieren.

Die Beteiligten ermitteln zunächst die Risiken, Risikofaktoren und Gesundheitspotenziale der Beschäftigten eines Betriebes und entwickeln dann ein individuelles Konzept, das auf die vor Ort herrschenden Probleme eingeht. Dabei stehen fünf Handlungsfelder zur Auswahl:

Obwohl die betriebliche Gesundheitsförderung individuell auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten wird, gibt es übergreifende Anforderungen. So müssen grundsätzlich alle Kurse durch erfahrene Trainer geleitet werden. In vielen Handlungsfeldern sind die Anforderungen an Ausbildung und Erfahrung sogar detailliert vorgegeben. Außerdem müssen die Kurse über einen längeren Zeitraum (zum Beispiel 8 bis 12 Wochen) angeboten werden und regelmäßig stattfinden.

Weniger klar sind die Vorgaben für die Finanzierung der betrieblichen Gesundheitsförderung. Zwar sind alle Krankenkassen aufgefordert, die Prävention zu fördern und Geld dafür zur Verfügung zu stellen. Was damit geschieht, lässt sich jedoch nicht so genau vorhersagen. Aber trotz der Spielräume der Kassen und der eher weichen Vorgaben im Gesetzbuch funktioniert die Prävention. Im Jahr 2007 wurde dafür sogar mehr ausgegeben, als gesetzlich vorgesehen. 3,30 Euro waren es im Durchschnitt für jeden Versicherten; 2,47 Euro hatte der Gesetzgeber vorgegeben. Und obwohl die Kassen eben so gut andere Präventionsangebote finanzieren könnten, nahmen im Jahr 2007 fast eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Programmen der betrieblichen Gesundheitsförderung teil. Damit hat jeder Fünfte, der 2007 etwas für seine Gesundheit gemacht hat, dies über seinen Betrieb in die Wege geleitet. Gegenüber 2006 ist die Zahl um 35% gestiegen.

Wie die Projekte im Einzelnen finanziert werden, ist eine Verhandlungssache. Beteiligt sind, neben den Krankenkassen, auch die Unfallkassen. Ein Beitrag des Arbeitgebers wird ebenfalls erwartet, manchmal stehen darüber hinaus noch ergänzende Leistungen von Partnern zur Verfügung. Dies könnten staatliche Stellen oder auch (Sport-)Vereine sein. Wenn das Programm gut ist und bestehende Probleme angeht, werden sich die Ausgaben schnell rentieren. Das haben auch die Unternehmen in gewissen Branchen erkannt: besonders häufig werden die Projekte von mittelgroßen Betrieben aus dem verarbeitenden Gewerbe angestoßen. Hier sind die Gesundheitsbelastungen besonders hoch und wirken sich schnellsten auf die Leistungsfähigkeit der Firma aus.