Plädoyers der Verteidigung im Prozess gegen Herzmediziner geplant

Nach sechs Monaten steht der Prozess gegen einen Arzt der berühmten
Charité vor dem Ende. Die Staatsanwaltschaft hat eine Verurteilung
wegen Mordes gefordert. Nun hat die Verteidigung das Wort.

Berlin (dpa/bb) - Der Prozess gegen einen Oberarzt der Berliner
Charité wegen des Todes zweier schwerstkranker Patienten wird am
Freitag (9.00 Uhr) mit den Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt.
Noch offen ist, ob das Landgericht Berlin noch am selben Tag sein
Urteil spricht. Der Oberarzt befindet sich seit Mai 2023 in
Untersuchungshaft. Von der Charité war er bereits im August 2022
freigestellt worden. 

Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag wegen Mordes in zwei
Fällen eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Mediziner beantragt.
Zudem forderte Staatsanwalt Martin Knispel, ein lebenslanges
Berufsverbot gegen den 56-Jährigen auszusprechen. Nach seiner
Überzeugung hat der Facharzt für Innere Medizin in den Jahren 2021
und 2022 auf einer kardiologischen Intensivstation einen Patienten
und eine Patientin (beide 73) jeweils mit einem überdosierten
Narkosemittel getötet.  

Die Staatsanwaltschaft war auch in ihrer Anklage von Mord
ausgegangen. Das Landgericht bewertete den Fall jedoch bei der
Eröffnung des Verfahrens anders und wies darauf hin, dass jeweils
lediglich ein hinreichender Tatverdacht wegen Totschlags bestehe.
Nicht auszuschließen sei, dass der Arzt aus Mitleid gehandelt habe.