Frühlingsfest: Fälle von Magen-Darm-Beschwerden steigen stark

Sie klagen über Erbrechen und Durchfall, viele haben auf dem
Stuttgarter Frühlingsfest gefeiert. Grund ist möglicherweise eine
Infektion mit dem Norovirus.

Stuttgart (dpa) - Rund um das Stuttgarter Frühlingsfests nehmen die
Fälle von Magen-Darm-Beschwerden rasant zu. Die Zahl der bekannt
gewordenen Erkrankungen sei inzwischen auf 727 Fälle gestiegen,
teilte die Stadt Stuttgart am frühen Donnerstagabend mit. Einen Tag
zuvor lagen die gemeldeten offiziellen Zahlen erst rund halb so hoch.
Bislang wurde bei inzwischen fünf Erkrankten das Norovirus
nachgewiesen.

Betroffene hätten am Wochenende dasselbe Festzelt besucht und danach
über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall geklagt. Der Sprecher sagte,
man gehe bei den Betroffenen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil
die Infektion sicherlich innerhalb der Familie weitergegeben werde. 

Die Lebensmittel, die in dem Festzelt serviert wurden, haben das
Virus wohl nicht verbreitet. Denn: Bei Proben von Essen, Besteck oder
auch von Tellern wurde das Virus demnach nicht gefunden. Es werde
davon ausgegangen, dass es die Ansteckung von Mensch zu Mensch
erfolgt sei.

Das sofortige Einschreiten der Lebensmittelüberwachung und des
Gesundheitsamtes habe eine weitere Ausbreitung verhindert. Der
Betreiber des betroffenen Festzeltes tue alles, um die Hygiene zu
gewährleisten. Es gebe eine tägliche Grundreinigung, und es werde
alles unternommen, um ein Wiederauftreten des Virus zu verhindern.

Der Betreiber des betroffenen Zeltes sagte den «Stuttgarter
Nachrichten» und «Stuttgarter Zeitung» (Donnerstag): «Wir hatten al
le
Abläufe gewissenhaft kontrolliert» - und fügte hinzu, «nach den
Verdachtsfällen noch mehr als zuvor.» Seit Tagen seien keine
Krankheitsfälle mehr gemeldet worden. Es habe keine Stornierungen
gegeben.

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr
ansteckend und verbreiten sich rasend schnell - besonders an Orten,
an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten,
Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist
kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-,
Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

Viele Menschen auf engem Raum in einem Festzelt sind nach Angaben
eines Experten perfekte Bedingungen für die Verbreitung von Keimen -
auch für Noroviren. «Das geht ziemlich schnell, das lehrt uns die
Erfahrung», sagte Mediziner Manfred Schmid. Ihm zufolge wird das
Virus über Berührungen und Speichel übertragen. «Also wenn man
gemeinsame Gegenstände berührt, aus dem gleichen Glas trinkt und das
gleiche Geschirr benutzt.» Was in einem Festzelt auf der Bierbank
öfter mal passiere. Desinfektionstücher seien da nur bedingt
hilfreich, weil man ständig alles abwischen müsse.

Norovirus-Ausbrüche in großem Stile gebe es immer wieder. In
Pflegeheimen seien bei einem Ausbruch häufig innerhalb von zwei Tagen
ganze Stationen betroffen. Auch auf Kreuzfahrten werden große
Ausbrüche beobachtet. Die Inkubationszeit betrage ein bis zwei Tage.

Untersucht wurden der Stadt zufolge Mitarbeitende des Festzeltes mit
Symptomen und ohne Symptome. Bei elf Mitarbeitenden ohne Symptome
liegen demnach bereits negative Untersuchungsergebnisse vor, bei acht
Mitarbeitenden mit Symptomen seien Untersuchungen veranlasst worden,
bisher ohne Ergebnis.

Die Stadt Stuttgart hatte den Betroffenen geraten, sich an das
Gesundheitsamt und ihren Hausarzt zu wenden. Erkrankte sollten die
empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu
unterbinden. Das Zelt darf geöffnet bleiben, wie ein Stadtsprecher
mitgeteilt hatte. Der Betreiber sei sehr kooperativ. 

Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest hatte am Samstag mit dem
traditionellen Fassanstich begonnen. An 23 Tagen haben die
Schausteller ihre Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den
Festzelten wird ausgeschenkt und aufgespielt.