Debatte um Behandlungsangebote für Long Covid-Patienten

Die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung können bis hin zur
Arbeitsunfähigkeit führen. Oft finden Betroffene nur schwer Hilfe,
weil Ärzte die Leistungen nicht abrechnen können. Das soll sich
ändern.

Schwerin/Rostock (dpa/mv) -  Mecklenburg-Vorpommerns
Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hat Defizite bei der
Beratung und Behandlung von Long Covid-Patienten eingeräumt, sieht
aber vor allem den Bund, Ärzteverbände und Krankenkassen in der
Pflicht, rasch für Verbesserungen zu sorgen. So gebe es bislang keine
einheitlichen Versorgungs- und Abrechnungsleitlinien. «Das
verunsichert die Betroffenen und erschwert die Arbeit für die
Ärztinnen und Ärzte», sagte Drese am Donnerstag im Landtag in
Schwerin. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass es zu einer
rechtsverbindlichen Grundlage für die vertragsärztliche Versorgung
und damit auch eine sachgerechte Vergütung kommen wird, die
abschließende Bewertung durch die zuständigen Gremien stehe aber noch
aus. 

«Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten ohne lange
Wartezeiten niedrigschwellig ärztliche Hilfe in ihrer Hausarztpraxis
erhalten», betonte die Ministerin. Hausärzte könnten dann weitere
Schritte und eine Überweisung an eine Facharztpraxis prüfen. Dies
passiere vielfach bereits. So hätten im vierten Quartal 2023 mehr als
900 Haus- und Fachärzte Patienten mit typischen Symptomen behandelt.
Hinzu kämen wöchentlich etwa 40 Konsultationen in den vom Land
geförderten beiden Spezialambulanzen an den Universitätskliniken in
Rostock und Greifswald. 

Die CDU-Abgeordnete Katy Hoffmeister warnte vor einem Auslaufen der
Förderung für die beiden Spezialambulanzen zur Jahresmitte. Sie regte
an, angesichts des unverändert großen Bedarfs an spezieller Hilfe und
zur regionalen Ausgewogenheit solche Ambulanzen auch in
Neubrandenburg und Schwerin einzurichten. Es reiche nicht, nach Hilfe
vom Bund zu rufen, das Land müsse selbst Strategien entwickeln, wie
Long Covid-Patienten besser geholfen werden könne, betonte die
Oppositionspolitikerin. 

Nach Angaben des Linke-Landtagsabgeordneten Torsten Koplin reichen
die Schätzungen zur Zahl der Betroffenen im Land von 9000 bis 80 000,
als realistisch würden etwa 35 000 Menschen angesehen, die unter
Spätfolgen einer Corona-Erkrankung wie Schlappheit oder
Antriebslosigkeit bis hin zur Arbeitsunfähigkeit leiden. Koplin
sprach sich dafür aus, auch mobile Ambulanzen einzusetzen, um bei
schweren Fällen Patienten auch in deren Wohnumfeld aufzusuchen.

Barbara Becker-Hornickel von der FDP erneuerte die Kritik ihrer
Partei an der Einstellung der Landesförderung für das deutschlandweit
einzigartige Institut zur Betreuung von Menschen mit
Corona-Spätfolgen in Rostock. «Das Auslaufen der Förderung ist
geradezu als fahrlässig zu bewerten», sagte sie. Das Land hatte
einmalig 530 000 Euro bereitgestellt. Weil es nun keine Zuschüsse
mehr gibt, musste das viel beachtete Institut nach rund anderthalb
Jahren wieder schließen. Nach Ansicht Becker-Hornickels hätten aber
Mittel aus dem inzwischen geschlossenen MV-Schutzfonds, der für die
Bewältigung der Pandemie-Folgen eingerichtet wurde, dafür genutzt
werden können. Auch wenn nicht jede medizinische Behandlung den
gewünschten Erfolg habe, müsse Hilfe gewährt werden. «Wir können
es
uns als Gesellschaft nicht leisten, diese Menschen aufs Abstellgleis
zu stellen», sagte die FDP-Politikerin.