Woidke: Medizinische Uni ist Revolution für die Gesundheitsversorgung

Die geplante Unimedizin in der Lausitz gilt als Leuchtturmprojekt für
den Strukturwandel. Brandenburgs Landtag debattiert über die
Errichtung der Uni. Dabei geht es auch um Risiken.

Cottbus (dpa/bb) - Die geplante Medizinische Universität in Cottbus
wird nach Ansicht von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) ein Modellprojekt für ganz Deutschland. «Es geht hier um nicht
weniger als um die Gesundheitsversorgung der Zukunft», sagte Woidke
am Donnerstag im Landtag in Potsdam. «Brandenburg wird zu einem
Reallabor für die Entwicklung einer modernen Gesundheitsversorgung.»
Er sprach von einer Revolution. Die Unimedizin am
Carl-Thiem-Klinikum, die in eine Modellregion eingebettet werden
soll, ist Teil des Förderpakets zum Strukturwandel in der Lausitz
nach Ende des Braunkohleabbaus.

Der Regierungschef sagte, es gebe auch Risiken. Er forderte
Weltoffenheit, um für die Uni die besten Köpfe zu gewinnen:
«Rassismus und Rechtsextremismus können wir uns nicht leisten.» Der
Wissenschaftsrat, ein Beratungsgremium von Bund und Ländern, hatte
für die Schaffung der Uni am Montag grünes Licht gegeben. Der Landtag
beriet zum ersten Mal über den entsprechenden Gesetzentwurf zur
Schaffung der Universität, eine Entscheidung fiel noch nicht.

Die ersten Studierenden sollen zum Wintersemester 2026/27 starten.
Bis zum Jahr 2038 sollen laut Woidke fast vier Milliarden Euro von
Bund und Land investiert werden, 1300 neue Arbeitsplätze und 200
Studienplätze pro Jahr sollen entstehen.

Woidke hält die Kombination aus der Forschung über das
Gesundheitssystem und Digitalisierung der Medizin eingebettet in eine
Modellregion für ein Alleinstellungsmerkmal. Er bedankte sich bei
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), den er als einen
der Geburtshelfer des Projekts bezeichnete. Die private Medizinische
Hochschule Brandenburg in Neuruppin und Brandenburg an der Havel und
die staatliche Universitätsmedizin ergänzten sich hervorragend, sagte
Woidke.

Die AfD und die Linke forderten eine sichere langfristige
Finanzierung der Universität, da die Fördermittel des Bundes nur bis
2038 gesetzlich gesichert sind. «Die Finanzierung muss auf sichere
Füße gestellt werden - und zwar über 2038 hinaus», sagte die
Linke-Abgeordnete Isabelle Vandre. Die AfD-Abgeordnete Daniela
Oeynhausen forderte außerdem, dass dort auch Zahnmediziner und
Apotheker ausgebildet werden. 

Die rot-schwarz-grüne Koalition will mit der Universität auch den
Ärztemangel lindern. Geplant ist eine Landarztquote für das Studium
von 10 Prozent für die, die später im Land bleiben. In Brandenburg
besteht mancherorts ein Ärztedefizit, das sich in den kommenden
Jahren verstärken könnte. «Wir steuern - und ich kann es nicht anders

nennen - auf eine Katastrophe in der Gesundheitsversorgung zu», sagte
der Linke-Abgeordnete Ronny Kretschmer.

Nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung von Ende vergangenen
Jahres ist rund ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre und älter, bei
Fachärzten sind es 29 Prozent. Die Versorgung mit Hausärzten ist in
Brandenburg teils unterdurchschnittlich: In Jüterbog lag der
Versorgungsgrad zuletzt bei rund 60 Prozent, im Raum
Schönefeld/Wildau bei rund 70 Prozent. In Brandenburg gibt es rund
1600 Hausärzte und über 2270 Fachärzte.