Mutmaßlicher «Reichsbürger» soll betrunken Unfälle verursacht hab en Von Britta Schultejans, dpa

Ende Mai steht der frühere Bundeswehr-Oberst und mutmaßliche
«Reichsbürger» Maximilian Eder wegen Terrorismus in Frankfurt vor
Gericht. In einem Prozess in München geht es zuvor um andere
Vorwürfe.

München (dpa/lby) - Maximilian Eder hat Fans. Als der auffallend
kleine, schmächtige Mann mit den langen, weißen Haaren den Münchner
Gerichtssaal betritt, gibt es Applaus von seinen Anhängern im
Zuschauerraum. Mit seinen Händen formt Eder ein Herz. 

Dabei ist der 65-Jährige ein mutmaßlicher Rechtsextremist und steht
unter Terror-Verdacht. Als einer der mutmaßlichen Rädelsführer der
«Reichsbürger»-Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß, die einen

Umsturz geplant haben soll und den Bundestag in Berlin stürmen
wollte, wird der ehemalige Bundeswehr-Offizier vom 21. Mai an wegen
Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Frankfurt vor
Gericht stehen. 

Vorher aber muss er sich in München wegen eines vergleichsweise
profanen Vergehens verantworten: Er ist wegen Trunkenheit im Verkehr,
vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs, Fahrens ohne
Fahrerlaubnis und Urkundenfälschung angeklagt. 

Obwohl er seinen Führerschein zu dem Zeitpunkt bereits wegen Alkohols
am Steuer los war, soll er 2022 mehrfach betrunken mit dem Auto
unterwegs gewesen sein. Laut Anklage hatte er schon am Vormittag 1,8
Promille im Blut, als er seinen weißen BMW im März 2022 auf der
Flucht vor einer Polizeistreife gegen einen Baum fuhr. Nur rund zwei
Wochen später erwischten Polizisten ihn mit 1,3 Promille auf dem
Mittleren Ring in München. Bei seinem vergeblichen Fluchtversuch
beschädigte er laut Generalstaatsanwaltschaft zwei parkende Autos,
einen Roller und ein Motorrad. 

Eder nutzt die Bühne. Er berichtet lange, extrem ausufernd über
seinen persönlichen Werdegang («Ich war der Zweitbeste im Studium»)
und seine Karriere in der Bundeswehr, wo er «immer unkonventionelle
Lösungen gefunden» habe «für die praktischen Dinge des Lebens». E
r
genießt die Aufmerksamkeit sichtlich, freut sich selbst wohl am
meisten über die unzähligen Anekdoten, die er zum Besten gibt und die
mit den Vorwürfen - es geht schließlich um Alkohol am Steuer -
bestenfalls sehr entfernt zu tun haben. 

Zu seinem Alkoholkonsum in seiner Zeit bei der Bundeswehr sagt er
zunächst, der sei «wie ein Bayer, ganz normal» gewesen. Später sagt

er dann, er habe zeitweise so viel getrunken, dass sein Arzt ihm
gesagt habe, er werde sterben, wenn er nicht aufhöre. Eine
Leberzirrhose hat er nach eigenen Angaben. Die Corona-Zeit sei daran
schuld, dass er so viel getrunken habe, sagt der frühere KSK-Soldat,
der auch von traumatischen Erlebnissen im Kosovo, in Ruanda und in
Afghanistan berichtet und davon, dass im Grunde standardmäßig
«ordentlich Alkohol» getrunken worden sei, wenn ein Einsatz gut und
ohne Verluste absolviert worden sei. Von dem frühen Unfalltod seiner
Mutter berichtet er auch und von seinem alkoholkranken Vater. Lieber
scheint er aber über seine Bundeswehr-Zeit reden zu wollen oder
Lehrstunden zu geben in seiner Auffassung von Politik und
Zeitgeschichte. 

Er sitze schließlich schon seit 16 Monaten in Haft, entgegnet Eder
auf die Bitte der Richterin, vielleicht «nur jede zweite Pointe» zu
erzählen. «Ich hab ja nur gegen die Wände reden können.» Dafür
gibt
es Applaus von seinen teils aggressiv auftretenden Fans im Publikum,
die von der Richterin mehrfach zur Ruhe ermahnt werden. 

Der Prozess begann unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen in dem
Saal, der im Strafjustizzentrum in München üblicherweise für
Staatsschutzverfahren verwendet wird. «Eine Verkehrsstraftat im
Staatsschutzmantel», sagt der Staatsanwalt. «Wir sind hier nicht vor
dem OLG Frankfurt, wir sind vor dem Amtsgericht München», sagt die
Richterin bei einem ihrer Versuche, Eder dazu zu bewegen, seine
Ausführungen abzukürzen. 

In Frankfurt wird Eder gemeinsam mit weiteren mutmaßlichen
Rädelsführern der Gruppe auf der Anklagebank sitzen, die ab August
2021 einen Umsturz und einen Sturm auf den Bundestag in Berlin
geplant und konkret vorbereitet haben soll. 

Im Dezember 2022 hatte es eine großangelegte Anti-Terror-Razzia in
mehreren deutschen Bundesländern und im Ausland gegen die Gruppe
gegeben. Die Bundesanwaltschaft klagte 27 Verdächtige an. In dem
Prozess in Frankfurt geht es um mutmaßliche Rädelsführer, in
Stuttgart beginnt in der kommenden Woche der Prozess gegen den
sogenannten militärischen Arm und in München im Juni der gegen die
übrigen mutmaßlichen Mitglieder. 

Die sogenannten Reichsbürger in Deutschland behaupten, dass das
Deutsche Reich (1871-1945) weiter existiert, daher ihr Name. Die
Bundesrepublik und ihre Gesetze erkennen sie nicht an.