Berufungsprozess nach Haftstrafen für mutmaßliche Querdenker-Anhänger

In Unterfranken spannen mehrere Menschen Planen über ein Bahngleis -
offensichtlich aus Protest gegen die Auflagen in der Corona-Krise.
Nun steht die Berufungsverhandlung in der Sache an.

Würzburg (dpa/lby) - Die Tat liegt mehr als drei Jahre zurück, ein
erstes Urteil in der Sache mehr als ein Jahr: Nun beginnt am Mittwoch
(9.00 Uhr) vor dem Landgericht Würzburg die Berufungsverhandlung
gegen zwei mutmaßliche Anhänger der sogenannten Querdenker-Szene. Die
Angeklagten sollen im Kampf gegen die Corona-Maßnahmen im Januar 2021
einen ICE in Unterfranken gefährdet haben, um überregionale
Aufmerksamkeit zu erregen. 

Das Amtsgericht Gemünden am Main hatte im Dezember 2022 den
39-Jährigen und seine 63 Jahre alte mutmaßliche Komplizin wegen
fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Nötigung
schuldig gesprochen. Der Mann erhielt eine Freiheitsstrafe von einem
Jahr und neun Monaten. Die Frau wurde unter anderem zu einer
Haftstrafe von neun Monaten verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung,
Bewährungszeit drei Jahre.

Sowohl die beiden Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft hatten
Berufung gegen die Entscheidung eingelegt, daher wird die Sache nun
erneut verhandelt. Dies sollte eigentlich schon im vergangenen Juli
geschehen - der Prozess war aber damals kurzfristig wegen der
Erkrankung der Verteidigung verschoben worden. 

Das Duo hatte der Anklage zufolge im Januar 2021 geholfen, fünf an
Holzlatten befestigte Plakate über die Gleise auf der Bahnstrecke
Gemünden-Waigolshausen aufzustellen. Auf den Transparenten war unter
anderem in roter Farbe geschrieben zu lesen: «Achtung Gleisbruch 2km»
und «Diesmal Fake». Ein aus Schweinfurt kommender ICE mit 62
Fahrgästen durchfuhr eine dieser Konstruktionen mit einer Größe von
etwa 1,50 mal 4,50 Meter.

Der Lokführer leitete eine Notbremsung ein. Verletzt wurde niemand.
Die Ermittler gingen rasch davon aus, dass Gegner der
Corona-Maßnahmen für die Aktion verantwortlich sein könnten.