Mediziner: Bundesweit nur zehn Ebola-Betten gleichzeitig einsatzfähig Interview: Christiane Gläser, dpa

Deutschland rüstet sich für den Ebola-Notfall. Experten gehen davon
aus, dass die Krankheit hier nicht ausbrechen wird. Falls doch,
stehen theoretisch 50 Betten bereit - praktisch sind es viel weniger.

Würzburg (dpa) - Bislang sind drei Ebola-Patienten zur Behandlung
nach Deutschland gebracht worden. Ein Mann aus Liberia ist diese
Woche in Leipzig gestorben. Der Würzburger Tropenmediziner August
Stich ist überzeugt davon, dass derzeit nur etwa zehn der insgesamt
rund 50 Ebola-Betten in den sieben deutschen Behandlungszentren im
Notfall auch wirklich einsatzfähig sind. Im Gespräch mit der
Nachrichtenagentur dpa sagt der Chefarzt der Missionsärztlichen
Klinik in Würzburg auch, warum ihm das trotzdem keine schlaflosen
Nächte beschert.

Frage: Wie viele der insgesamt vom Ministerium gemeldeten rund 50
Spezialbetten sind ihrer Meinung nach auch einsatzbereit?

Antwort: Das hängt von der Behandlungsintensität ab. Jemand, der
beatmet wird, bindet mehr Ressourcen als ein Patient, der in der
Rekonvaleszenz (Genesung) ist. Tatsache ist, es gibt etwa 50
Behandlungsplätze, wenn man die sieben Behandlungszentren
zusammennimmt. Aber es ist nicht möglich, dass alle sieben
Behandlungszentren auf Volldampf laufen und voll belegt sind.

Frage: Warum?

Antwort: Das hängt damit zusammen, dass man sehr viel Personal
braucht für die Betreuung eines Patienten. Und für die Betreuung von
50 Patienten gleichzeitig ist einfach der Personalstand in
Deutschland nicht vorhanden.

Frage: Wie viele Patienten könnten also zur gleichen Zeit behandelt
werden?

Antwort: Eben das ist abhängig von der Behandlungsintensität. Ich
denke, es ist deutlich weniger. Man wird davon ausgehen müssen, dass
es ein Fünftel maximal sein kann, was zeitgleich als Patienten
behandelt werden kann. Und das ist schon mit maximaler Anstrengung.
Aber wir brauchen gar nicht 50 Patienten gleichzeitig behandeln. Wir
werden ja nicht die Epidemie bekommen mit Dimensionen wie wir es in
Westafrika erleben. Wir haben ja ein ganz anderes Gesundheitssystem,
eine ganz andere Art der Reaktionsmuster. Und deswegen können wir
davon ausgehen, dass wir keine größere Zahl von Ebola-Patienten
hierzulande bekommen werden.

Frage: Sie machen sich also keine Sorgen, auch falls es einen ersten
Ebola-Verdacht in Deutschland geben würde?

Antwort: Ich mache mir als Bürger und als Infektiologe keine Sorgen,
was die Möglichkeit eines Ebola-Ausbruchs angeht. Weil ich da
wirklich vertraue auf das, was wir an Medizin-Standards und
Medizinsystemen hierzulande haben.

ZUR PERSON: Der Tropenmediziner August Stich arbeitet als Chefarzt an
der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg. Er ist zudem Sprecher des
Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren, die
sich für den Ebola-Notfall gerüstet haben.