Ausbruch ausgeschlossen: Ebola-Behandlung in medizinischer Festung Von Franziska Höhnl und Benno Schwinghammer, dpa

Ebola war für die Leipziger eine Seuche in tausenden Kilometern
Entfernung. Nun wird hier der dritte Seuchenfall in Deutschland
behandelt. Angst vor Ansteckung ist Experten zufolge aber unnötig -
dafür sorgen extreme Sicherheitsvorkehrungen.

Leipzig (dpa) - Die Sonderisolierstation des St.-Georg-Krankenhauses
in Leipzig - einem ansehnlichen Altbau mit roten Dachpfannen - ist
ein Hochsicherheitstrakt. Sicherheitsschleusen, Unterdruck gegen
ausströmende Krankheitserreger, ein Filtersystem für Luft und
Abwasser. Kein Virus und kein Bakterium könne herausgelangen, sagt
Ingrid Möller vom Gesundheitsamt in Leipzig. Seit Donnerstag liegt
der dritte Ebola-Patient Deutschlands in der medizinischen Festung.
Das Virus gilt als einer der gefährlichsten Erreger der Welt.

Donnerstagmorgen, kurz nach fünf Uhr: Ein dunkelgrauer Jet aus
Liberia landet am Flughafen Leipzig/Halle. Helfer in
Ganzkörper-Schutzanzügen umstellen die Maschine, aus der ein
56-Jähriger aussteigt. Der infizierte UN-Beamte - bis auf das Gesicht
in weiße Kleidung eingehüllt - geht gebeugt und gestützt von zwei
Einsatzkräften zu einem Spezialkrankenwagen. Eine Polizeieskorte
bringt den gebürtigen Sudanesen über die Autobahn zum Klinikum im
Norden der Stadt.

«Der Zustand ist hochgradig kritisch, wenngleich stabil», sagt der
leitende Oberarzt Thomas Grünewald. Wie groß die Chance ist, dass der
Mann in Leipzig geheilt werden könne, sei ungewiss: «Über den Berg
ist ein Patient für uns erst in drei bis vier Wochen.» Über die Art
der Therapie machen die Mediziner keine Angaben. Auch nicht, ob ein
experimentelles Medikament wie das bereits in anderen Fällen genutzte

«ZMapp» eingesetzt werde.

Trotz aller Vorkehrungen: Die Angst vor dem Virus ist bei einigen
Menschen groß. Es habe viele Anfragen beunruhigter Bürger
beim Gesundheitsamt gegeben, erklärt Möller. Für die Leipziger war

Ebola bis Donnerstag schließlich eine Seuche in tausenden Kilometern
Entfernung - nun befindet sich das Virus in der Nachbarschaft. Die
Ansteckung einer Pflegehelferin bei einem Patienten in einer Madrider
Klinik vor einigen Tagen trägt da nicht zum Wohlbefinden bei.

Angst ist für Experten aber fehl am Platz. «In Spanien sind
erhebliche Fehler gemacht worden», erklärte Alexander Kekulé,
Direktor Institut für Medizinische Mikrobiologie der Uniklinik Halle,
dem Sender «MDR Info». Das deutsche Personal sei exzellent für die
Behandlung ausgebildet. «In Deutschland sind wir besser vorbereitet
als jedes andere europäische Land.»

Und schließlich ist es ja auch nicht der erste Ebola-Fall, der seit
Beginn der Epidemie in Deutschland behandelt wird. In Frankfurt/Main
wird derzeit ebenfalls ein Ebola-Patient versorgt, eine Hamburger
Klinik nahm einen Erkrankten aus dem Senegal auf. Niemand wurde
während Transport oder Behandlung angesteckt. Im Gegenteil: Der
Senegalese konnte den Hochsicherheitstrakt nach fünf Wochen geheilt
verlassen.