(Zusammenfassung 1215) Trotz Kostendrucks sind Apothekeninsolvenzen kaum Thema

Von Heiko Lossie, dpa
(Mit Bild) =

Die Apotheker stöhnen über miese Geschäftsaussichten und machen die
Politik verantwortlich. Sogar mit Streik drohen sie schon. Die Zahl
der Apotheken sinkt zwar, eine Pleitewelle gibt es aber nicht.

Stuttgart/Wiesbaden (dpa) - Der angeblich bedrohlich steigende
Kostendruck auf die Apotheken führt nicht zu mehr Insolvenzen. Die
Zahl der Apothekenpleiten hierzulande ist seit langem konstant und
schwankt um 30 Fälle pro Jahr. Das geht aus einer Auswertung der
Nachrichtenagentur dpa vom Montag hervor, die sich auf die
Zahlenbasis des Statistischen Bundesamtes stützt.

Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) kämpfen
viele Apotheken ums Überleben. So gebe es inzwischen jede Woche
bundesweit per Saldo, also inklusive Neueröffnungen, sechs Apotheken
weniger. Ende Juni standen zwischen Küste und Alpen 21 080 Apotheken.
In Summe waren das zwar 158 weniger als am Jahresende 2011 - doch nur
15 Apotheken gingen mit Stand Ende Mai dieses Jahr in die Insolvenz,
der Rest wurde aus anderen Gründen nicht mehr fortgeführt.
Selbstständige Pharmazeuten haften im Insolvenzfall mit ihrem
Privatvermögen, da sie in entsprechenden Rechtsformen firmieren
müssen.

Derzeit streiten die Apotheker um einen höheren Festbetrag für
verschreibungspflichtige Medikamente. Der seit 2004 unveränderte
Betrag von 8,10 Euro pro abgegebener Packung müsste ihrer Meinung
nach um gut 1 Euro auf 9,14 Euro erhöht werden. Die schwarz-gelbe
Koalition hält dagegen ein Plus von 25 Cent für angemessen. In
Baden-Württemberg droht die Zunft bereits mit Warnstreiks.

Die Apotheker führen gestiegene Kosten etwa für Personal, Mieten
oder Energie ins Feld und beklagen einen hohen Verwaltungsaufwand,
der aus den Gesundheitsreformen resultiere. Die Politik hält dagegen,
dass auch die Zahl der abgegebenen Packungen seit 2004 um fast zehn
Prozent gestiegen sei. Die Apotheker wiederum machen geltend, dass
mehr Packungen auch mehr Kosten bedeuteten, etwa bei der Beratung.

Die Gründe für das Schrumpfen der Apothekenlandschaft können
vielfältig sein. Laut Abda wird es gerade auf dem Land mit einer
schwindenden Ärztedichte immer schwieriger, noch einen Nachfolger für
die Geschäfte zu finden. Fakt ist, dass ein Konzentrationsprozess
abläuft. Seit 2004 dürfen Apotheker bis zu drei Filialen betreiben,
seither schrumpft die Zahl der Einzelapotheken merklich.

Ende vergangenen Jahres waren schon rund 17 Prozent aller
Apotheken ein Filialbetrieb, sie gehörten also zu einem Verbund aus
mindestens zwei Geschäften. Der Besitzer muss dann einen Filialleiter
anstellen. Im Umkehrschluss sinkt die Zahl der selbstständigen
Pharmazeuten, die Arbeitgeber sind. Ende 2011 waren es noch 17 577.

Die offiziellen Angaben zu den wesentlichen wirtschaftlichen
Kennzahlen der Apotheken sind lückenhaft. Die Steuerstatistik nennt
zwar steigende Umsatzzahlen, sagt aber nichts zu den Gewinnen. Zahlen
der Treuhand - ein bedeutender Dienstleister für Apotheken - legen
sinkende Margen nahe. Demnach blieben einem Apotheker mit gängigem
Jahresumsatz 2011 im Schnitt nach Abzug laufender Kosten vor Steuern
69 000 Euro. Am Ende habe ein typischer Apothekenbesitzer damit nur
so viel, wie einer seiner angestellten Apotheker netto verdiene -
ohne das Unternehmerrisiko. Allerdings weist die Treuhand für einen
großen Teil der Apotheken auch sechsstellige Betriebsergebnisse aus.