Mehr als zwei Drittel gehen auch krank zur Arbeit

Berlin (dpa) - Viele Bundesbürger schleppen sich krank zur Arbeit.
Gleichzeitig sind aber auch die Fehlzeiten wegen Krankheit leicht
gestiegen. Beschäftigte leiden dabei in steigendem Maß unter oft
langwierigen psychischen Krankheiten, wie aus dem am Donnerstag in
Berlin veröffentlichten Fehlzeiten-Report 2009 des wissenschaftlichen
Instituts der AOK hervorgeht.

Mehr als 71 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sind binnen
eines Jahres mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen. Rund 30
Prozent erschienen sogar gegen den ausdrücklichen Rat ihres Arztes am
Arbeitsplatz. Arbeitsplatzabbau, steigender Druck im Betrieb, die
Wirtschaftskrise aber auch steigende Verantwortung in kleineren Teams
seien die Hauptgründe, sagte der Vize-Geschäftsführer des Instituts,
Helmut Schröder, in Berlin.

Vor allem die zahlreichen Arbeitnehmer, die sich zur Arbeit
schleppen, obwohl ihr Arzt sie krankschreiben will, machen Schröder
Sorgen. «Ein Arzt schreibt niemanden leichtfertig krank», sagte er
der Deutschen Presse-Agentur dpa. Wer trotz akutem Leiden arbeiten
gehe, werde statistisch gesehen längerfristig häufiger krank und
müsse früher in Rente. Doch nicht alle Krankheiten seien riskant.
Erscheine man etwa mit verstauchtem Fuß an einem Büroarbeitsplatz,
sei dies weniger problematisch. Rund 13 Prozent nahmen zur Genesung
extra Urlaub.

Zentrale Motive für krank zur Arbeit gehende Beschäftigte sind der
Studie zufolge bei rund 30 Prozent, dass andernfalls zuviel Arbeit
liegen bleibt. Rund 20 Prozent gaben Angst vor Arbeitsplatzverlust
an. Jeder Zehnte wollte Ärger mit Kollegen vermeiden. Repräsentativ
befragt wurden von einem Umfragezentrum der Universität
Duisburg/Essen rund 2000 gesetzlich versicherte Arbeitnehmer.

Spürbare Belastungen gibt es laut Studie für die Beschäftigten,
wenn sie ihren Arbeitsplatz als unsicher empfinden. Dann sind der
Studie zufolge 25,5 Prozent von «täglicher Traurigkeit» betroffen,
aber nur 18,5 Prozent bei Menschen ohne Jobunsicherheit.

Zugleich nahmen aber auch die krankheitsbedingten Fehlzeiten bei
der AOK zu. Die 9,7 Millionen AOK-Versicherten waren im vorigen Jahr
im Schnitt 17 Tage krankgeschrieben - nach 16,3 Tagen im Jahr davor.
Die längsten Ausfallzeiten gingen mit im Schnitt 22,5 Tagen auf
psychische Erkrankungen zurück. Die Zahl der Krankschreibungen wegen
Depressionen, Alkoholismus und ähnlichen Krankheiten nahm seit 1995
um 80 Prozent zu. Mit 42,5 Prozent entfielen 2008 die meisten
Krankschreibungen aber auf Atemwegserkrankungen, bei denen pro Fall
im Schnitt aber nur 6,4 Tage anfallen.

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dpa bw yydd z2 sv