Die Impfstoffe Celvapan und Pandemrix

Hamburg (dpa) - Am 26. Oktober beginnen in Deutschland die
Impfungen gegen die Schweinegrippe. Während Soldaten,
Bundespolizisten und Mitarbeiter der Krisenstäbe des Bundes mit
Celvapan versorgt werden sollen, steht für mehr als ein Drittel der
Bevölkerung der Impfstoff Pandemrix zur Verfügung, der stärkere
Nebenwirkungen verursachen soll. Beide Impfstoffe sind in Studien
kontrolliert und von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA)
zugelassen worden.

CELVAPAN:

Von diesem Impfstoff hat das Bundesinnenministerium 200 000 Dosen
bestellt. Celvapan wird von der Firma Baxter hergestellt. In ihm ist
der Grippevirusstamm A/California/7/2009 (H1N1)v enthalten. Die in
Celvapan verwendeten ganzen Viren werden in Säugetierzellen (Vero-
Zellen) gezüchtet und unterscheiden sich dadurch von anderen
Grippeimpfstoffen, die aus Hühnereiern gewonnen werden. Die Viren
wurden zunächst herangezüchtet und dann deaktiviert. Wenn sie in die
Blutbahn gelangen, erkennt der Körper sie als fremd und beginnt,
Antikörper zu bilden.

Celvapan wird in Muskelgewebe gespritzt und in zwei Dosen in einem
Zeitabstand von mindestens drei Wochen verabreicht. Der Modell-
Impfstoff hat laut EMEA bei mindestens 70 Prozent der Menschen, bei
denen er untersucht wurde, schützende Konzentrationen von Antikörpern
gebildet.

Die häufigste Nebenwirkung von Celvapan sind Schmerzen an der
Injektionsstelle - dies wurde in Tests bei mehr als einer von zehn
geimpften Personen beobachtet. Vorsicht ist bei Menschen geboten, die
hochallergisch auf Bestandteile des Impfstoffs reagieren.

Celvapan wurde von der EU am 4. März 2009 zugelassen.

PANDEMRIX:

50 Millionen Dosen dieses Impfstoffs haben die Bundesländer beim
Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) bestellt. Im Gegensatz zu
Celvapan enthält Pandemrix Wirkstoffverstärker, sogenannte
Adjuvanzien, die einige Ärzte kritisch sehen. Ein Vorteil ist, dass
der Impfstoff breiter und stärker wirkt. Weil das Schweinegrippe-
Virus nur langsam wächst, wurde der Impfstoff nicht aus ganzen Viren,
sondern aus Teilen des Erregers hergestellt - aus Proteinen von der
Oberfläche. Pandemrix enthält den Grippevirusstamm
A/California/7/2009 (H1N1)v-like strain (X-179A), der in Hühnereiern
gezüchtet wird.

Das Lösungsmittel, mit dem der Virenmix vor der Injektion
vermischt wird, enthält einen Wirkstoffverstärker (Adjuvans AS03). Er
soll eine stärkere Reaktion des Immunsystems stimulieren. Eine Dosis
des Impfstoffs (0,5 Milliliter) enthält laut Hersteller 3,75
Mikrogramm Antigene sowie als Verstärker 10,69 Milligramm Squalen,
das in Haifischleber vorkommt, 11,86 Milligramm Vitamin E (DL-alpha-
Tocopherol) und 4,86 Milligramm Polysorbat 80. Polysorbat ist
Bestandteil vieler Lebensmittel. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-
Instituts (PEI) kann der Mensch davon täglich bis zu 10 Milligramm
pro Kilogramm Körpergewicht bedenkenlos zu sich nehmen.

Enthalten sind auch 5 Mikrogramm des quecksilberhaltigen
Thiomersal, das die Verkeimung der Impfstoffe nach der Öffnung
verhindern soll. Laut GSK wurde das Adjuvanssystem an mehr als 39 000
Probanden getestet und erwies sich als gut verträglich. Nach PEI-
Angaben sind keine toxischen Wirkungen bekannt.

Pandemrix kann mehr Nebenwirkungen hervorrufen als Celvapan. Am
häufigsten (bei mehr als einer von zehn Personen) beobachtet wurden
Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Reaktionen an der
Injektionsstelle (Verhärtung, Schwellung, Schmerzen und Rötung) sowie
Fieber und Mattheit oder Müdigkeit. Vorsicht ist geboten bei
Allergien gegen Hühnereiweiß (Ovalbumin), Formaldehyd,
Gentamicinsulfat (ein Antibiotikum) und Natriumdeoxycholat.

Pandemrix wird ins Muskelgewebe gespritzt und vorzugsweise in zwei
getrennten Dosen in einem Zeitabstand von mindestens drei Wochen
verabreicht. Auch bei diesem Impfstoff zeigten Studien, dass er bei
mindestens 70 Prozent der Menschen, bei denen er untersucht wurde,
schützende Konzentrationen von Antikörpern bildete.

Pandemrix wurde von der EU am 20. Mai 2008 zugelassen.

Beide Impfstoffe wurden laut EMEA unter «außergewöhnlichen Umstände

zugelassen. Dies bedeutet, dass es bisher nicht möglich war,
umfassende Informationen über den Pandemie-Impfstoff zu erlangen.

Internet: EMEA: http://tinyurl.com/ykofgzq
Paul-Ehrlich-Institut: http://tinyurl.com/yhs27bm

dpa be yyzz w4 k6 kl/tr