Bundesinstitut bestätigt vier Todesfälle durch Strattera nicht

Bonn (dpa) - Nach Kritik an dem Zappelphilipp-Medikament Strattera
hat die deutsche Zulassungsbehörde Berichte über vier Todesfälle im
Zusammenhang mit dem Mittel nicht bestätigt. Woher das ZDF-Magazin
«Frontal 21» die Zahl vier habe, sei nicht klar, sagte ein Sprecher
des Bonner Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) am Dienstag auf Anfrage. In Deutschland habe es einen
Selbstmord eines 16-Jährigen gegeben, bei dem ein Zusammenhang mit
dem Mittel nicht ausgeschlossen werden könne. Eine ursächliche
Verbindung sei allerdings nicht belegt. Das Mittel trägt einen
Warnhinweis auf mögliche Selbstmordgedanken. Die «Frontal 21»-
Redaktion hielt auf Nachfrage an ihrer Darstellung fest.

Der Strattera-Hersteller Lilly wies die Kritik an seinem Mittel
zurück und betonte, «dass kein Todesfall eines Kindes in Deutschland
bekannt ist, der in ursächlichem Zusammenhang mit Strattera steht».
Der «Frontal 21»-Redaktion liegen nach eigenen Angaben interne BfArM-
Unterlagen vor, denen zufolge es 234 Verdachtsfälle zum Teil schwerer
Nebenwirkungen und 4 Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von
Strattera gab.

Die Zahl von 234 Verdachtsfällen teils gefährlicher Nebenwirkungen
treffe zu, sagte der BfArM-Sprecher. Bis auf den einen Selbstmordfall
gebe es in Deutschland aber keine Hinweise auf Todesfälle. Aus den
USA gebe es Berichte über den Tod eines dreijährigen Kindes. Der Fall
sei aber schlecht dokumentiert. Der in der Sendung erwähnte Fall
eines Fünfjährigen, der im Zusammenhang mit dem Mittel einen
Herzinfarkt erlitten habe, habe in der Datenbank nicht ermittelt
werden können. Über den erwähnten Gehirnschlag eines Zwölfjährige
n
lägen aus dem Ausland Informationen vor. Der Hirnschlag sei nicht
tödlich verlaufen.

Laut «Frontal 21» fordert der Patientenbeauftragte des Gemeinsamen
Bundesausschusses von Ärzten und Krankenkassen, Jörg Schaaber, eine
Marktrücknahme des Zappelphilipp-Medikaments. Das Mittel werde «im
Prinzip bei gesunden Kindern» eingesetzt, weil diese hyperaktiv seien
und sich schlecht konzentrieren könnten, sagte Schaaber laut ZDF in
dem Beitrag, der am Dienstagabend ausgestrahlt werden sollte.
Hersteller Lilly nannte diese Darstellung in einer am Dienstag
verbreiteten Stellungnahme falsch. Ein Arzt müsse vor der Behandlung
die Diagnose ADHS (Hyperaktivität) treffen, erklärte Lilly
Deutschland in Bad Homburg.

Strattera (Wirkstoff Atomoxetin) war vor vier Jahren zur
Behandlung von Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen und
Hyperaktivität zugelassen worden. Knapp ein Jahr später musste das
Mittel mit einem Warnhinweis vor Selbstmordgedanken versehen werden.
Kinder, die mit dem Medikament behandelt werden, müssen demnach
sorgfältig auf Verhaltensänderungen beobachtet werden.
dpa wä/tm/tim yyzz z2 jg