Ethikrat-Mitglied: Kommerzieller Organhandel «Verödung des Geistes»

Augsburg (dpa) - Das Mitglied des Nationalen Ethikrates, Prof.
Eckhart Nagel, hat Forderungen nach einem «regulierten Markt» für den
Handel mit menschlichen Organen scharf kritisiert. Der Leiter des
Augsburger Transplantationszentrums sagte am Donnerstag dem
Deutschlandradio Kultur: «Organhandel ist eine Perversion.» In
Deutschland sei noch keine Situation entstanden, in der ein Mensch
sein Organ aus wirtschaftlicher Not heraus habe verkaufen müssen. Der
Handel sei ein Widerspruch gegen die ethischen Grundlagen des
Zusammenlebens.

Der Volkswirtschaftler Prof. Peter Oberender (Bayreuth) hatte
einen geduldeten Organhandel ins Gespräch gebracht und dafür
Regularien gefordert. Dazu sagte Nagel: «Ich finde den Vorschlag
eines regulierten Marktes völlig absurd. Es ist ein Zeichen für die
Verödung unseres Geistes, wenn man glaubt, man müsse alles mit der
Ökonomie regeln.» Die Problematik der Organspende müsse von
kommerziellen Gesichtspunkten völlig getrennt werden. Bisher sei die
Organspende in Deutschland nur durch eine Zustimmung geregelt. Die
Situation ließe sich durch die Einführung einer Widerspruchsregelung
verbessern, sagte Nagel. Bei der Widerspruchsregelung sei jeder
Mensch automatisch Organspender, solange er keinen Widerspruch
geltend gemacht hat.

(Der Beitrag lag dpa in redaktioneller Fassung vor.)
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