Prozess-Auftakt: Mordversuch mit Auto-Unfall?
«Wenn Du Schluss machst, ist das 'ne Einladung zu einer Beerdigung»:
schockierende Details werden am Düsseldorfer Landgericht verlesen. Es
geht um ein Ex-Pärchen und einen schlimmen Autounfall.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Hat ein 19-Jähriger absichtlich einen Unfall
verursacht hat, um gemeinsam mit seiner Ex-Freundin im Auto zu
sterben? Mit dieser Frage setzt sich jetzt das Düsseldorfer
Landgericht in einem Prozess um versuchten Mord auseinander. Zum
Auftakt gab der mittlerweile 20-Jährige aus Monheim zu, sein Auto im
vergangenen Juli absichtlich mit überhöhter Geschwindigkeit von der
Überholspur auf die Abfahrt gelenkt zu haben. «Ich wollte ihr kurz
vor der Ausfahrt Angst machen», sagte der Verwaltungsfachangestellte
vor Gericht.
Die Anklage geht dagegen von einem absichtlichen Unfall und einem
heimtückischen versuchten Mord aus. Nach Überzeugung der
Staatsanwaltschaft fuhr der Mann auf der A 59 in Richtung Leverkusen
mit überhöhter Geschwindigkeit ab und steuerte mutwillig direkt in
eine Böschung. Das Auto überschlug sich dabei.
Seine Ex-Freundin wurde schwer, er selbst lebensgefährlich verletzt.
Augenzeugen hatten den Unfall beobachtet. Die Abiturientin sei damals
arglos in den Wagen des Ex-Freundes gestiegen und habe nicht mit
einem Angriff gerechnet, führte die Staatsanwältin aus. Im Auto habe
die 18-Jährige keine Abwehrchance gehabt.
Opfer mit Versöhnungsblumenstrauß vom Flughafen abgeholt
Der Angeklagte hatte die junge Frau im Juli spätabends mit einem
Strauß Blumen vom Flughafen Düsseldorf abgeholt. Nach eigener Aussage
hoffte er, die 18-Jährige so umzustimmen. Denn die
Oberstufenschülerin hatte mit ihm aus einem kurzen Mallorca-Urlaub
heraus per Mitteilungsdienst Schluss gemacht.
Auf der etwa 30-minütigen Heimfahrt soll der Angeklagte versucht
haben, sie davon zu überzeugen, ihrer Beziehung noch eine Chance zu
geben. Als ihm das nicht gelang, soll er ihrer Aussage zufolge gesagt
haben, «dass sie nun beide sterben werden».
Ex-Freund verliert auf der Autobahn die Fassung
Er könne sich nicht erinnern, das gesagt zu haben, betonte der
Angeklagte vor Gericht. Nur daran, dass seine Ex-Freundin erzählt
habe, dass sie sich mit zwei anderen Jungs schreibe, die sie auf dem
Hinflug kennengelernt habe. Da habe er «schwarzgesehen» und sei mit
hohem Tempo in die Abfahrt Richrath/Baumberg gefahren.
«Ich hatte nie vor, einen Unfall zu bauen», sagte der Angeklagte zum
Prozessauftakt. «Ich dachte, ich würde auf der Wiese stehen bleiben.»
An den Unfall könne er sich nicht erinnern. «Es tut mir leid, ich
bereue mein Handeln zutiefst», beteuerte der 19-Jährige. «Ich schäm
e
mich.»
Seine Ex-Freundin hat ihn im Ermittlungsverfahren schwer belastet.
Ihrem Anwalt zufolge ist das Opfer schwer traumatisiert und leidet
bis heute unter den Folgen des Unfalls - auch, wenn die körperlichen
Verletzungen inzwischen ausgeheilt seien. Er fordert für seine
Mandantin - unabhängig von gezahlten Versicherungsgeldern - 20.000
Euro Schmerzensgeld.
«Wenn Du Schluss machst, ist das 'ne Einladung zur Beerdigung»
Die junge Frau soll am Freitag als Zeugin aussagen. In mehreren
Textnachrichten, die von der Richterin verlesen wurden, hatte die
Abiturientin dem Angeklagten vorgeworfen, sexuell gewalttätig zu
sein. Zudem hatte er demnach gedroht: «wenn Du Schluss machst, ist
das 'ne Einladung zu einer Beerdigung».
Bei einer Verurteilung muss der 20-Jährige mit einer mehrjährigen
Haftstrafe rechnen. Er sitzt seit der Entlassung aus der Klinik in
Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bis zum 19. Dezember noch
vier weitere Verhandlungstage angesetzt.
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