Altersgrenze für teure Medikamente? Linke kritisiert Vorstoß
Der CDU-Gesundheitspolitiker Streeck hat eine Debatte über die
Vergabe sehr kostspieliger Arzneien für Hochbetagte angestoßen.
Linksfraktionschef Sören Pellmann findet das beschämend.
Berlin (dpa) - Die Linke kritisiert Überlegungen des
CDU-Gesundheitspolitikers Hendrik Streeck, sehr alten Menschen
bestimmte besonders teure Medikamente nicht mehr zu verordnen.
«Solche Gedankenspiele von einem CDU-Gesundheitspolitiker sind nur
noch beschämend», sagte Linksfraktionschef Sören Pellmann der
«Rheinischen Post». «Diese Debatte zu eröffnen, sägt weiter am
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Streeck muss seinen Vorstoß mal
ausbuchstabieren: Ab welchem Alter soll denn ein Leben aus seiner
Sicht nicht mehr schützenswert sein - ab 85, 90, 95?»
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz widersprach Streeck. «Das
Grundgesetz garantiert jedem die Menschenwürde», monierte Vorstand
Eugen Brysch. «Hendrik Streeck diskriminiert mit seinen Äußerungen
unverhohlen alte Menschen. Jeder hat den gesetzlichen Anspruch auf
eine bestmögliche Medikamentenversorgung.»
Streeck: «Es hat nichts gebracht»
Streeck, der auch Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist, hatte
bei Welt TV gesagt, es brauche in der medizinischen Selbstverwaltung
«klarere und verbindliche Leitlinien, dass bestimmte Medikamente auch
nicht immer ausprobiert werden sollten - es gibt einfach Phasen im
Leben, wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so
benutzen sollte».
Er verwies als Beispiel auf fortgeschrittene Krebserkrankungen und
nannte exemplarisch 100-Jährige. Streeck sprach auch von persönlichen
Erfahrungen vor dem Tod seines an Lungenkrebs erkrankten Vaters. «Es
wurde in den letzten Wochen, wo er gestorben ist, so viel Geld
ausgegeben. Und es hat nichts gebracht. Es wurden die neuesten
Therapien aufgefahren. Es hat nichts gebracht.»
Gemeinsamer Bundesausschuss ist zuständig
Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung wird vom
sogenannten Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegt, einem Gremium mit
Vertretern der Ärzte, Krankenkassen, Krankenhäuser und anderen.
Pellmann forderte eine Begrenzung der Preise neuer Arzneien, denn
diese seien in den vergangenen Jahren explodiert.
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