Infektiologe: Corona-Pandemie hat Impfskepsis vergrößert
In der Corona-Zeit ruhten auf den Impfungen große Hoffnungen, doch es
wurde auch viel Kritik laut - besonders in Sachsen. Nach Einschätzung
von Infektiologen hat das bis heute Folgen.
Chemnitz (dpa/sn) - Die Corona-Pandemie wirkt sich nach Einschätzung
des Infektiologen Thomas Grünewald noch immer negativ auf die
Impfbereitschaft aus. «Die Impfmüdigkeit und die Impfskepsis sind ein
riesengroßes Problem», sagte Grünewald, Chef der kürzlich in «Bei
rat
Siko» umbenannten sächsischen Impfkommission.
Es gebe Lücken bei den Auffrischungsimpfungen bei Erwachsenen, und
auch saisonale Impfungen wie die gegen Influenza, Corona oder RSV
würden nicht so genutzt wie erhofft. Selbst auf Standardimpfungen
gegen Diphtherie und Kinderlähmung werde verzichtet.
Pandemien schmälern Vertrauen in die Wissenschaft
«Es ist leider das Wesen von Pandemien, dass dort der Glaube oder das
Vertrauen in die Wissenschaft sinkt. Das ist nicht die erste
Pandemie, wo das passiert ist. Aber jetzt erleben wir es live», sagte
Grünewald. Corona habe die Impfskepsis weltweit verstärkt. Sachsen
sei dabei sicherlich ein Hotspot.
Den Trend, dass sich mehr Menschen gegen eine Impfung entscheiden,
gebe es schon seit zehn bis fünfzehn Jahren, sagte Grünewald. Während
der Pandemie seien die Empfehlungen zum Impfen aber verstärkt als
Drangsalierung des mündigen Bürgers verstanden worden. Diejenigen,
die sich gegen Impfungen entschieden hätten, sähen sich als
Widerständler gegenüber einem bevormundenden Staat, sagte der
Infektiologe.
Corona-Maßnahmen kritisch überdenken
Mit Blick auf die laufende Aufarbeitung der Corona-Pandemie in
Sachsen sagte Grünewald: «Wir müssen noch mal kritisch unsere
Maßnahmen überdenken - was war gut, was war weniger gut.»
Aus seiner Sicht ist zum einen die Kommunikation nicht optimal
gelaufen. Zum anderen sei es schwierig gewesen, dass die Menschen in
Geimpfte und Ungeimpfte unterteilt wurden - vor allem im zunehmenden
Verlauf der Pandemie. Bei den frühen Virusvarianten Wildtyp, Alpha
und Delta sei es noch berechtigt gewesen, weil die Impfung da auch
dazu beigetragen habe, die Übertragung des Virus zu verhindern.
Spätestens seit der Omikron-Variante habe das für die Epidemiologie
aber keine wesentliche Rolle mehr gespielt.
«Maßnahmen sind ja abhängig vom Zeitpunkt einer Pandemie und von der
Biologie des Erregers», sagte der Mediziner. Die Veränderung des
Erregers geschehe sehr schnell. «Und das ist das große Problem, dass
man das den Menschen auch klarmachen muss.»
«Beirat Siko» setzt auf Aufklärung
Der «Beirat Siko» will in Zukunft vor allem die Kommunikation und die
Aufklärung über Impfungen verstärken. Dabei haben die Mediziner auch
die eigene Zunft im Blick: «Wir haben auch viele Kolleginnen und
Kollegen, die nicht impfen wollen.» Das seien «nicht ganz wenige» und
das Problem sei in Sachsen «pointierter» als in anderen
Bundesländern. Grünewald setzt auf Information der Ärzteschaft und
auch der Bevölkerung.
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