Neuer CIA-Direktor geht von Corona-Ursprung im Labor aus
Stammt das Coronavirus von Wildtieren oder aus dem Labor? Der neue
CIA-Direktor ändert die Einschätzung der Behörde. Wissenschaftlich
lässt sich die Frage nicht klären - vor allem aus einem Grund.
Washington/Berlin (dpa) - Der neue Direktor des
US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, hat als eine seiner
ersten Amtshandlungen die Einschätzung seiner Behörde zum Ursprung
des Coronavirus geändert. Diese geht nun von einer Laborpanne aus.
«Die CIA schätzt mit geringem Vertrauen ein, dass ein
forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie auf der Grundlage
der verfügbaren Berichte wahrscheinlicher ist als ein natürlicher
Ursprung», heißt es in einer Mitteilung, die US-Medien vorlag. Man
untersuche aber weiter den Ursprung des Virus.
Ratcliffe ist frisch vereidigt
Die CIA hatte zuvor die Position vertreten, es gebe nicht ausreichend
Informationen, um zu beurteilen, ob das Virus von einem Tier auf den
Menschen übergesprungen sei - oder auf eine Panne in einem
chinesischen Labor zurückgehe. Ratcliffe dagegen hatte in der
Vergangenheit die Labortheorie vertreten und Peking vorgeworfen, den
Ursprung des Virus zu verschleiern. Der ehemalige Kongressabgeordnete
aus Texas war in der ersten Amtszeit des Republikaners Trump als
Geheimdienstkoordinator tätig - allerdings nur für rund sieben
Monate.
Anfang Dezember hatte bereits ein Unterausschuss des
US-Repräsentantenhauses einen Bericht vorgelegt, der ebenfalls von
einem wahrscheinlichen Ursprung des Erregers in einem Labor ausgeht.
Zur Begründung hieß es unter anderem, in der chinesischen
Millionenmetropole Wuhan, wo das Virus zuerst registriert wurde, gebe
es ein Labor, das an Coronaviren forsche, mit unzureichenden
Sicherheitsvorkehrungen. Dort seien Forschende schon im Herbst mit
Covid-ähnlichen Symptomen erkrankt, lange bevor das Virus auf einem
Markt von Wuhan entdeckt wurde. Zudem, so heißt es in dem Bericht,
hätte im Fall eines natürlichen Ursprungs des Virus ein
wissenschaftlicher Beleg dafür auftauchen müssen.
Kein eindeutiges Ergebnis
Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich die Frage nach der Herkunft
des Erregers derzeit nicht klären. Eine im September im Fachblatt
«Cell» veröffentlichte Studie hatte zwar Indizien darauf ergeben,
dass der Erreger von Wildtieren stammt, die auf dem Markt in Wuhan
gehandelt wurden. Eindeutige Rückschlüsse hatten die analysierten
mehr als 800 Proben aber nicht zugelassen.
Das liegt auch daran, dass die vom Chinesischen Zentrum für
Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) zur Verfügung gestellten
Proben erst ab Januar 2020 auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan
genommen wurden. Infektionen bei Menschen gab es jedoch nach
Einschätzung von Fachleuten schon im November 2019.
Drosten: China soll Beweis für natürlichen Ursprung vorlegen
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagte in
einem am Wochenende veröffentlichten «taz»-Interview, er halte einen
natürlichen Ursprung des Erregers «immer noch für wahrscheinlich».
Allerdings hätte ein Beweis dafür eigentlich von China erbracht
werden können. «Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle
technischen Möglichkeiten», betonte Drosten und fügte hinzu: «Je me
hr
Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich.»
Eine andere Erklärung wäre, dass Sars-CoV-2 kein natürliches Virus
gewesen sei. «Die Politik sollte nach all den Jahren deutlicher die
Forderung an China stellen, jetzt wirklich zu beweisen, dass es aus
der Natur kommt», mahnte Drosten.
Wie dieser Nachweis aussehen könnte, erläuterte der Virologe
gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: Zu Beginn der Pandemie seien
in Zusammenhang mit dem Markt in Wuhan Tierarten gekeult worden, die
als Zwischenwirte für Sars-ähnliche Viren damals schon bekannt waren
- etwa Marderhunde und Schleichkatzen. Zunächst bräuchte man eine
Offenlegung behördlicher Dokumente über diese staatlich angeordneten
Keulungen. Dies würde zeigen, ob damals Proben der Tiere genommen
wurden. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das unterlassen wurde»,
betonte Drosten. Diese Proben könnte man dann auf den Covid-Erreger
Sars-CoV-2 oder einen unmittelbaren Vorläufer davon testen.
Tatsächlich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende Dezember
erklärt, immer noch auf die volle Kooperation Chinas zu warten, um
den Ursprung der Corona-Pandemie zu klären. «Wir fordern von China
weiterhin Daten und Zugang, damit wir die Ursprünge von Covid-19
verstehen können», teilte die Organisation mit. China hat Kritik an
seiner Kooperationsbereitschaft stets zurückgewiesen, ebenfalls wie
Vorwürfe zu einem möglichen Laborunfall.
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