Hautpflege-Trend: Sollten Frauen ihr Gesicht rasieren? Von Patricia Bartos, dpa

Weg mit den Härchen auf Wangen, Stirn und Kinn: Ein
Social-Media-Trend verspricht strahlende Haut durch eine
Gesichtsrasur. Was hinter dem Phänomen steckt und was der Griff zum
Rasierer bringt.

Berlin (dpa) - Ob glatte Beine oder haarlose Achseln: Dass Frauen
immer wieder zur Klinge greifen, um für sie lästige Haare
loszuwerden, ist nicht neu. Geht es nach einem aktuellen
Hautpflege-Trend, soll nun auch das Gesicht von möglichst vielen
Härchen befreit werden.

Dermaplaning nennt sich das Phänomen, das auf
Social-Media-Plattformen wie Tiktok die Runde macht. Unter dem
Hashtag #dermaplaning lassen sich aktuell allein auf Instagram 2,8
Millionen Beiträge finden. Mehrheitlich junge Frauen entfernen dabei
die feinen Härchen auf Stirn, Wangen, Kinn und Nase mithilfe eines
Rasierers oder Skalpells. Viele verwenden für die Rasur weißes
Trockenshampoo, sodass auch die kleinsten Haare sichtbar sind. Auch
in manchen Kosmetikstudios wird das Dermaplaning als
Gesichtsbehandlung angeboten. Ein Faktencheck zeigt, was die
Gesichtsrasur tatsächlich kann.

Behauptung

Dermaplaning hat einen dermatologisch nachgewiesenen Nutzen, sorgt
für glatte, reine Haut und lässt Pflegeprodukte besser wirken.

Bewertung

Stimmt nur zum Teil. Fachleute raten davon ab.

Fakten

Dermaplaning ist nach Ansicht der Dermatologin Yael Adler «keine
wissenschaftlich fundierte oder empfohlene Methode». Gleitet man mit
einem Skalpell oder einem Rasierer über das Gesicht, werden nicht nur
Flaumhärchen, sondern auch tote Schuppen und damit die oberste
Schicht der Hautbarriere entfernt. Dadurch wirke das Gesicht erst
einmal glatter, erklärt Adler im Gespräch der Deutschen
Presse-Agentur (dpa).

«Allerdings ist die Hautbarriere etwas, was wir brauchen, was wir
eigentlich stabil halten wollen, was wir nicht ausdünnen wollen»,
sagt die Hautärztin. Denn die natürliche Barriere schützt vor äuß
eren
Einflüssen und versorgt sie mit Fett und Feuchtigkeit. Werde die
Barriere geschwächt, könne es zu «Reizungen, zum Eindringen von
Allergenen oder Erregern und zum Verlust von Feuchtigkeit» kommen.

Eine robuste Haut stecke eine solche Rasur im Regelfall gut weg,
ordnet Dermatologe Ulrich Ohnemus im dpa-Gespräch ein. In solchen
Fällen könne das Dermaplaning einen verschönernden Effekt haben.
«Nach Entfernung der Härchen ist die Haut glatter und dadurch die
Lichtreflexion besser, was letztendlich zu einer strahlenderen Haut
verhelfen kann.» 

Bei kleinen, harmlosen Mitessern wirke die Rasur mitunter wie ein
Peeling. «Dadurch kann sich der Talg besser entleeren, es kommt
eventuell zu weniger Mitessern oder kleinen Pickelchen.» Jedoch
bestehe «bei empfindlicher Haut und bei Menschen, die das nicht
richtig anwenden» das Risiko, dass man sich verletze und Entzündungen
bekomme.

Bei Hautkrankheiten ist der Griff zum Rasierer Ohnemus und Adler
zufolge keine gute Idee. «Bei Akne sollte man das nicht machen, da
man die Pickel aufrasieren und damit die Entzündung schlimmer machen
könnte. Dadurch steigt das Narben- und Infektionsrisiko.
Eiterbakterien, Herpes- und Warzenviren können verteilt werden»,
erklärt Adler. «Bei Problemhaut würde ich von der Behandlung
abraten», sagt auch Ohnemus. 

Glatte Haut, aber keine schnelle Regeneration

Kosmetik-Influencer versprechen auch, dass die Gesichtsrasur die
Regeneration der Haut ankurbelt und sich die Zellen rasch erneuern.
Wie Adler erläutert, hat die Entfernung der Härchen diesen Effekt
aber nicht. «Wenn man die tote Hornschicht oben abträgt, merken die
Zellen der lebendigen Schicht überhaupt nicht, dass das da oben
passiert ist, und deshalb gibt es auch keinen Einfluss auf die
Regeneration der Haut.» Auch die Haarwurzeln seien nicht betroffen,
«wenn draußen der tote Hornfaden gekappt wird. Sie wachsen dann nicht
schneller nach.»

Die Regenerationszeit der Oberhaut, während der die Zellen von der
Basalzellschicht bis in die obere Hornschicht wanderten, liege bei
etwa vier bis sechs Wochen, erklärt Ohnemus. Trage man die obere
Hornschicht ab, werde der Prozess «nicht unbedingt beschleunigt, aber
man hat die oberen Hornzellen abgelöst, was zu einer gewissen
Glättung führt». 

Pflegeprodukte wirken stärker ein

Dass Pflegeprodukte nach einer Rasur besser wirken könnten, sei
richtig, sind sich Adler und Ohnemus einig. «Wenn man die obere
Hautschicht ausdünnt, ist es in der Tat so, dass Wirkstoffe aus
Pflegeprodukten näher an die tieferen Zelllagen der Oberhaut
herankommen», sagt Adler. Die «Penetration von bestimmten Stoffen
wird durch die Schädigung der Barrierefunktion beschleunigt», erklärt

auch Ohnemus.

Allerdings bestehe die Gefahr, dass Pflegeprodukte Reizungen
hervorriefen. Vor allem dann, wenn bereits Unverträglichkeiten
vorhanden sind oder das Gesicht trocken oder sensibel ist. «Diese
Substanzen können plötzlich die Immunzellen in der Oberhaut
erreichen, diese sensibilisieren. Diese Zellen gehen dann zu den
Lymphknotenstationen und aktivieren das Immunsystem.» Mitunter komme
es zur Entwicklung von Kontaktallergien mit Rötungen, Entzündungen,
Pickelchen, Bläschen und Juckreiz.

Vorsicht vor Hautpflege-Trends

Für die Rasur Trockenshampoo zu verwenden, ist häufig auch Teil des
Dermaplaning. Sinnvoll sei das allerdings nicht - im Gegenteil, meint
Adler. «Es gibt keinen medizinischen Nutzen, das Trockenshampoo zu
verwenden, außer, dass es cool aussieht.» Das Mittel für die Haare
«bindet Öl und trocknet aus, enthält Silikone, Konservierungsmittel,

Lösungsmittel, Alkohol und Allergene und mitunter krebserregende
Duftstoffe», erläutert die Ärztin. Für die zarte Gesichtshaut sei
Trockenshampoo «definitiv zu aggressiv und kann sogar auch noch die
Poren verstopfen».

Die Dermatologin sieht Trends wie Dermaplaning allgemein skeptisch.
«Ganz viele Social-Media-Trends werden nachgemacht, in der Hoffnung,
dass sie irgendwas bringen. Man nutzt da viele Produkte, man nutzt
Verfahren, man gibt Geld aus und wenn man Glück hat, entsteht kein
Schaden.» Mit etwas Pech bekomme man jedoch «eine Kontaktallergie,
eine Entzündung oder eine Reizung und man hat Geld verloren.»

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