Corona und Grippe - Hausärzte warnen vor Impfmüdigkeit

Ungeachtet des lang anhaltenden Spätsommerwetters infizieren sich
wieder mehr Menschen mit Corona und die Grippesaison steht auch vor
der Tür. Doch die Hausärzte sehen eine Impfmüdigkeit.

Mainz (dpa/lrs) - Die Rheinland-Pfälzer sind nach Einschätzung des
Hausärzteverbands im Herbst 2023 bei den Impfungen gefährlich
zögerlich. «Die Impfmüdigkeit in der Bevölkerung zieht sich durch
alle Generationen», sagte die Landesvorsitzende Barbara Römer der
Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

«Impfstoff ist massig da» - sowohl gegen Corona als auch gegen die
Grippe. «Aber die Nachfrage läuft sehr schleppend», sagte Römer.
Normalerweise sollten die gefährdeten Gruppen wie über 60-Jährige und

chronisch Kranke sowie bestimmte Berufe bis zum Jahresende geimpft
sein, aber die Menschen vereinbarten keine Termine für die Impfungen.

«80 Prozent kriegen wir im vertrauensvollen
Arzt-Patienten-Verhältnis, aber nicht mehr», sagte Römer. Diese
Gespräche, in denen nicht die Sachargumente den Ausschlag gäben,
kosteten Praxen zudem viel Zeit. Dabei seien diese ohnehin stark
überlastet und der Personalmangel sei ein großes Problem.

Experten sehen Grippewelle in Australien als Warnsignal

Von Corona-Impfstoffen müssten jeden Tag Restbestände vernichtet
werden, weil angemeldete Patienten nicht kämen oder sich nicht sechs
Menschen an einem Tag für die Impfung fänden, berichtete Römer. «Es

liegt aber nicht an den Praxisteams. Wir sind bereit. Aber die Leute
komme nicht.» Die Grippeimpfungen seien etwas stärker nachgefragt als
die gegen Corona, weil sie weniger emotional besetzt seien. «Sie sind
aber auch kein Blockbuster.»

Fachleute raten im Zeitfenster von Oktober bis Mitte Dezember zur
Grippeschutzimpfung. Ihren Höhepunkt erreicht die Grippewelle meist
erst nach dem Jahreswechsel. Als Warnsignal werten mehrere Experten
den Verlauf der Grippesaison im australischen Winter. Diese gilt
manchen als Marker für das bevorstehende Geschehen in Europa. In
Australien habe es eine schlimme Influenzawelle gegeben, mahnte
Römer. Generell lassen sich der Verlauf und die Schwere der Welle
nicht vorhersagen.