Verklebt Kaugummi den Magen? Elternsprüche im Faktencheck Von Oliwia Nowakowska, dpa

Manchmal behalten Eltern mit ihren Belehrungen recht. Sie haben mehr
Lebenserfahrung und damit den einen oder anderen guten Tipp parat.
Zuweilen liegen sie mit ihren Weisheiten aber auch total daneben.

Berlin (dpa) - In den Ferien oder an Wochenenden hocken Eltern und
Kinder oft aufeinander. Grund zur Freude? Für die Kids nicht immer.
Je mehr Zeit sie mit den Erwachsenen verbringen, desto häufiger
ergeben sich Gelegenheiten für deren vermeintliche Weisheiten:
Schiefes Sitzen führt zum Buckel, Lesen im Dunkeln macht schlechte
Augen, und Kaugummi verklebt den Magen. Ist das alles zu glauben? Das
klärt dieser Faktencheck der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Behauptung: Verschluckte Kaugummis verkleben den Magen.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Manchmal passiert es schneller als gedacht: Ein Kaugummi
wandert versehentlich die Speiseröhre hinunter. Ein Gerücht besagt,
dass es dann den Magen verkleben könnte.

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen
(DGVS) gibt Entwarnung: «Die Kaugummis kleben nicht im Mund an den
Zähnen und beim Schlucken nicht in der Speiseröhre oder den
Magenwänden fest. Auch nicht nachfolgend im Dünn- und Dickdarm», sagt

Medizinerin und DGVS-Sprecherin Birgit Terjung der dpa.

Aber wieso eigentlich nicht? Schließlich kleben Kaugummis auch unter
Schultischen - und aus den Haaren sind sie ohnehin nicht leicht
herauszukriegen. «Die Schleimhäute im gesamten Verdauungstrakt sind
mit einem Flüssigkeitsfilm überzogen, der dies verhindert», erklärt

Terjung.

Die verdaulichen Bestandteile werden durch Säure und Enzyme abgebaut
- und verkleben nicht den Magen. Die unverdauliche sogenannte
Kaugummibase, die die Süßigkeit so klebrig und und gummiartig mache,
werde mit dem Stuhlgang ausgeschieden.

Behauptung: Absichtliches Schielen kann für immer bleiben.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Kinder ziehen gerne mal Grimassen - dazu gehört auch das
Schielen mit den Augen. Aber wer wirklich davon betroffen ist, kann
das nicht einfach so steuern. Das Schielen ist eine meist beständige
oder immer wieder auftretende Fehlstellung eines oder beider Augen,
wie der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) schreibt. Die
Augen schauen dabei nicht in die gleiche Richtung. Schielen sei nicht
nur ein Schönheitsfehler, sondern oft mit einer schweren
Sehbehinderung verbunden.

«Eine vorübergehende, absichtliche, bewusste, meist angestrengte
Schielstellung führt zu Doppeltsehen, aber im Allgemeinen nicht zu
bleibenden Schäden», sagt Augenarzt Horst Helbig vom
Universitätsklinikum Regensburg der dpa. Außerdem sei das
Babyschielen mit wechselnder Augenstellung in den ersten sechs
Lebensmonaten ohnehin häufig. Wenn die Kinder aber danach weiter
schielen, sollten sie Helbig zufolge schnellstmöglich zu einem
Augenarzt - damit sich keine irreversiblen Sehschwächen ausbilden.

Damit wir räumlich sehen können, müssen beide Augen auf dieselbe
Stelle schauen. Dem BVA zufolge entsteht dabei in beiden Augen
jeweils ein geringfügig unterschiedliches Bild. Diese beiden Bilder
schmelzen dann im Gehirn zu einem einzigen Seheindruck zusammen.

Bei schielenden Menschen treffen die Sehachsen nicht auf dieselbe
Stelle. «Der Unterschied der beiden Bilder, den die Augen liefern,
wird zu groß. Sie können im Gehirn nicht mehr richtig zur Deckung
kommen», schreibt der Verband. Dadurch ist keine räumliche
Wahrnehmung möglich und die Betroffenen sehen störende Doppelbilder.

Behauptung: Lesen im Dunkeln macht die Augen kaputt.

Bewertung: Stimmt.

Fakten: Trotz Bettzeit will die Tochter noch nicht schlafen gehen -
das Kapitel in ihrem Buch ist einfach zu spannend. Sie kriecht also
heimlich mit einer Taschenlampe unter die Bettdecke. Dabei soll das
Lesen bei Dunkelheit oder schlechtem Licht die Augen verderben. An
dem Mythos scheint etwas dran zu sein. «Lesen bei schlechtem Licht im
Kindesalter gilt als Risikofaktor für die Entwicklung beziehungsweise
Verstärkung einer Kurzsichtigkeit», sagt Augenmediziner Helbig.

In einer Studie der Queensland University of Technology aus dem Jahr
2014 kommen die Forscherinnen und Forscher zu folgendem Schluss:
Kinder, die sich länger im Freien bei hellem Licht aufhalten, haben
bessere Augen als jene, die das weniger häufig tun. Diese sind dann
meist kurzsichtig.

Behauptung: Wer schief sitzt, bekommt einen Buckel.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Kinder und Jugendliche lümmeln ganz gern. Lässiges
beziehungsweise schiefes Sitzen oder Stehen sieht nun mal cooler aus
als eine gezwungene, aufrechte Haltung. Aber kommt tatsächlich davon
ein schiefer Rücken - oder gar Buckel? Nein, sagt Bernd Kladny,
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und
Unfallchirurgie (DGOU). «Ich glaube, sie müssen sehr lange und viel
schief sitzen, um einen Buckel zu bekommen. Das kommt nicht davon,
wenn sie mal einen Nachmittag schief an den Hausaufgaben sitzen.»

Um Rückenprobleme vorzubeugen, sei nicht unbedingt eine perfekte
Körperhaltung wichtig. Vielmehr gehe es darum, ausreichend Bewegung
im Alltag zu haben, sagt Kladny. «Der Mensch ist eben ein Lauftier,
kein Faultier.» Es brauche Muskulatur zu Stabilisierung der
Wirbelsäule - und dafür ist Bewegung wichtig. Von der alleinigen Idee
der richtigen Sitz- und Stehhaltung im Sinne eines geraden Rückens
müsse man Abstand nehmen.

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