Einsamkeit - schmerzhaft und noch wenig erforscht

Berlin (dpa) - Das Thema Einsamkeit ist noch wenig erforscht, rückt
aber immer mehr in den Fokus von Politik und Wissenschaft. Das
«Kompetenznetz Einsamkeit» (KNE) will das bestehende Wissen über
Einsamkeit bündeln und neues Wissen generieren. Unter anderem
erarbeiten die Wissenschaftler ein Einsamkeitsbarometer, um Daten
über das Phänomen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu gewinnen,
die sich auch über den Zeitverlauf vergleichen lassen. Denn an
solchen Daten mangelt es noch. «Ziel ist es, das Thema in Deutschland
stärker zu beleuchten und Einsamkeit stärker zu begegnen», erklärt

Axel Weber vom KNE. 

Es lasse sich nicht sagen, dass sich die Zahl der Einsamen in den
vergangenen Jahrzehnten erhöht habe. «Wir wissen nicht, wie einsam
die Menschen vor 20, 30 oder 50 Jahren waren», so die
Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum.
Die Einsamkeitsforschung stecke in Deutschland noch in den
Kinderschuhen. Heute lebten zwar viele Menschen allein. Das bedeute
aber nicht automatisch, dass sie sich auch einsam fühlten. 

Das Gefühl Einsamkeit könne krank machen: «Einsamkeit tut weh. Bei
chronischer Einsamkeit werden im Gehirn dieselben Areale aktiviert
wie bei Schmerz», so die Psychologin Luhmann. Es gebe zwar
keine klinische Diagnose im klassischen Sinne für das Gefühl und auch

keine Therapien oder Medikamente. Man wisse aber, dass Einsamkeit mit
großen Risiken einhergehe. So könne chronische Einsamkeit sowohl
psychische als auch physische Erkrankungen wie Depressionen, koronare
Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigen.