Vier Bundesländer fordern von Lauterbach Ende der Isolationspflicht

Stuttgart (dpa) - Der Druck auf den Bund, die Isolationspflicht für
Corona-Infizierte zu beenden, steigt. Die Länder Baden-Württemberg,
Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein forderten Gesundheitsminister
Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag in einem gemeinsamen Schreiben auf,
dafür zu sorgen, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) die Regeln nun
schnell ändert. Der Brief liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne)
sagte: «Wir sollten nach und nach in den Modus kommen, eine
Corona-Infektionen wie eine andere Infektionskrankheit zu behandeln,
bei der gilt: Wer krank ist, bleibt zu Hause.» Man müsse auf mehr
Eigenverantwortung setzen und den Menschen nicht mehr fünf Tage
Absonderungspflicht vorschreiben.

Die vier Länder erwarten von Lauterbach, dass er spätestens bis zum
10. Oktober tätig wird. Sie verweisen in ihrem Brief auf Österreich,
wo die Absonderungspflicht seit dem 1. August durch eine sogenannte
«Verkehrsbeschränkung» ersetzt worden ist. Dort müssen Infizierte
zehn Tage lang an den meisten Orten eine FFP2-Maske tragen, sie
dürfen jedoch keine Pflegeheime und Kliniken besuchen. Sie können
aber an ihren Arbeitsplatz. «Das Ende der Isolationspflicht hat in
Österreich zu keinem relevanten Anstieg der gemeldeten Fälle
geführt», schreiben die vier Gesundheitsminister in ihrem Brief.

Sie argumentieren, ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland sei
immunisiert, entweder durch Impfungen oder durch Infektionen. Auch
die Kliniken seien in der Lage, mit Corona umzugehen. Bayerns
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, er habe den Bund
schon vor Monaten zum Handeln aufgefordert. «Jetzt muss Lauterbach
endlich aktiv werden.» Den CSU-Politiker treibt genauso wie seinen
hessischen Kollegen Kai Klose (Grüne) die Sorge um, dass es sonst
Probleme bei der sogenannten kritischen Infrastruktur geben könnte,
wenn etwa Pflegekräfte und Polizisten ausfallen würden.

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken
(CDU) sagte, man müsse lernen, dass das Coronavirus sich ähnlich
verbreite wie etwa auch das Grippevirus. «Die Anpassung der
Isolationsregeln sind ein Schritt auf dem Weg zurück zur Normalität.»

Derzeit müssen sich in Deutschland an Corona erkrankte Personen auch
ohne Krankheitssymptome mindestens fünf Tage nach dem positiven
Testergebnis isolieren, weil sie ansteckend sein könnten.