Mehr Waschen mit nur 30 Grad - Kaltwaschsalon soll Umdenken erreichen Von Stephanie Lettgen, dpa

Die Waschmaschinen lassen sich nicht höher als 30 Grad einstellen: In
Hamburg öffnet ein Kaltwaschsalon. Die mehrtägige Aktion soll vor Ort
überzeugen, dass das Waschen bei niedrigen Temperaturen meist reicht.
Experten erklären, was das für Geldbörse und Umwelt bringt.

Hamburg (dpa) - Wäsche wird auch schon bei niedrigen Temperaturen
richtig sauber - davon soll der laut Initiatoren erste Kaltwaschsalon
Deutschlands in Hamburg die Verbraucher überzeugen. Bei der Aktion im
Stadtteil Winterhude laden die Umweltstiftung WWF und Ariel
(Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble) von Freitag bis Sonntag Bürger
ein, kostenlos zu waschen - allerdings lassen die Waschmaschinen sich
nur auf höchstens 30 Grad einstellen. Privaten Haushalten soll bei
der am Dienstag vorgestellten Idee gezeigt werden: Kaltwaschgänge
sparen Energie, schonen den Geldbeutel und die Umwelt.

«Viele Menschen glauben, wenn man besonders warm wäscht, wird es
hygienischer», sagt Christoph Heinrich, Geschäftsführender Vorstand
beim WWF. «Wir wollen den Menschen verdeutlichen, wie hygienisch und
energiesparend Waschgänge bei niedrigen Temperaturen sind.» Ob
Unterwäsche oder Handtücher - das könne man problemlos mit 30 Grad
waschen.

Der Waschsalon im modernen Design bietet den Angaben zufolge
zahlreiche Informationen, Helfer stehen für Fragen bereit. «Wir
erläutern, warum Waschen bei 30 Grad gut funktioniert und wir sagen
natürlich auch, wann es nicht geht - etwa wenn Sie zuhause einen
Norovirus-Fall haben oder jemand sehr immungeschädigt ist», sagt
Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit
bei Procter & Gamble. «In Deutschland werden jährlich 20 Millionen
Tonnen Wäsche gewaschen. Deshalb ist es wichtig, jetzt alle Haushalte
zu erreichen und die Menschen mitzunehmen.»

Der Kaltwaschsalon ist Teil der im Juli gestarteten Kampagne
«#Wirdrehenrunter» des Konsumgüter-Konzerns und der Umweltstiftung.
Eine Erhebung zur Kampagne zeigt, dass Wäsche in Deutschland aktuell
bei durchschnittlich 43,18 Grad gewaschen wird. Es brauche
unglaublich viel Energie, um das Wasser beim Waschen zu erhitzen,
erklärt Heinrich vom WWF. Werde die Temperatur von 60 Grad auf 30
Grad runtergedreht, senke das die CO2-Emissionen um bis zu 60
Prozent.

Die Botschaft, dass angesichts moderner Waschmittel niedrige
Temperaturen bei normal verschmutzter Wäsche reichen, ist nicht neu.
«Es gab immer mal wieder Initiativen zum Kaltwaschen, doch echte
gesellschaftliche Verhaltensänderungen sind schwierig», sagt Hässig.


Da Energiesparen und Klimaschutz derzeit wichtige Themen in der
Gesellschaft sind, hoffen Umweltschützer, dass es nun verstärkt zu
einem Umdenken kommt. «Wir wollen mit Hilfe von zwei
wissenschaftlichen Instituten auch messen lassen, ob es bei den
Verbrauchern eine Verhaltensänderung gibt», berichtet Heinrich.

Auch das Umweltbundesamt (UBA) betont, Buntwäsche wie Oberbekleidung,
Unterwäsche oder Socken könne man problemlos bei 30 statt 40 Grad
waschen. Die meisten bunten Textilien seien schon von
Hersteller-Seite auf 30 Grad ausgewiesen. Auch Waschlappen und
Handtücher brauchen Familien nicht anders zu behandeln - solange
niemand krank ist, wie UBA-Experte Marcus Gast auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur erklärt. Aber er macht einige
Einschränkungen: «Wenn es um Weißwäsche geht, sollte eher auf 40 Gr
ad
mit einem Vollwaschmittel gewaschen werden, weil so das Bleichmittel
besser aktiv ist.»

Geschirrtücher oder Babylätzchen: «Immer wenn etwas einen höheren
Hygieneanspruch hat, weil es mit Lebensmitteln oder mit dem Mund in
Kontakt kommt, doch lieber 60 Grad und ein bleichhaltiges
Vollwaschmittel nutzen, weil bei dieser Temperatur das Bleichmittel
Keime besser abtötet.» Wichtig auch: «Wenn Menschen verschiedener
Haushalte eine Waschmaschine gemeinsam nutzen, besteht eine
Verantwortung der Bewohner, die Wäsche anders zu behandeln, wenn ein
Kranker im Haus ist.»

Generell gilt: «Es ist wichtig, einmal im Monat mindestens ein
60-Grad-Programm mit entsprechendem bleichhaltigem, pulverförmigen
Vollwaschmittel durchlaufen zu lassen», sagt Gast. «Damit die
Maschine nicht leer läuft, könnten dann beispielsweise Putzlappen
gewaschen werden, welche sowieso bei 60 Grad gewaschen werden
sollten.»