Kinderschutzbund: Machen uns wegen Fachkräftemangel Sorgen

Der Kinderschutzbund in Bayern schlägt Alarm: Es fehlen Fachkräfte
und Geld in Schulen und Kitas. Dadurch seien die Kinder schlechter
vor körperlicher und seelischer Gewalt geschützt.

München (dpa/lby) - Der Fachkräftemangel in Kitas und der
Lehrkräftemangel an Schulen besorgt den Deutschen Kinderschutzbund
(DKSB). Viel zu wenig Personal müsse eine extrem herausfordernde
Tätigkeit stemmen, beklagte die pädagogische Leiterin des DKSB in
Bayern, Alexandra Schreiner-Hirsch. Dies führe nicht nur zu
Erschöpfung, Frust und langen Krankheitsphasen bei den Fachkräften,
sondern auch dazu, dass die Kinder nicht ausreichend wahrgenommen und
geschützt werden.

«Solange Kinder und Jugendliche körperliche und seelische Gewalt in
Elternhaus, Kitas, Schulen, in der Freizeit in Bayern erfahren, ist
es nicht genug, was wir tun», betonte Schreiner-Hirsch. Um den Schutz
von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten sei auch eine
Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen Medizin, Kinder- und
Jugendarbeit, Strafverfolgung und Justiz nötig. Daher begrüße der
DKSB, dass die Justiz im Freistaat sein Schutzkonzept intensivieren
will.

Das Ziel ist laut Justizministerium ein Ausbau eines bayernweiten
Netzwerkes zum Schutz der Kinder. Das neue Konzept und die
Kompetenzpartnerin für den Oberlandesgerichtsbezirk München stellt
Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Montag vor.

Insgesamt fehlt es laut DKSB beim Kinderschutz aber nicht nur an den
Stellen, sondern auch am Geld. Zudem sei die Nachfrage größer als das
Angebot, was durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine
besonders deutlich geworden sei.

Zwar gebe es in Bayern aktuell eine Vielzahl an Einrichtungen und
Maßnahmen, wie beispielsweise Kinderschutzzentren,
Antimobbingprogramme an Schulen und Antiaggressionstraining. Das im
Juni diesen Jahres in Kraft getretene Kinder- und
Jugendstärkungsgesetz habe den Kinderschutz zudem weiter verbessert.
Dennoch sei bei all den Maßnahmen im Freistaat noch viel Luft nach
oben.

Laut bayerischem Landesamt für Statistik meldeten die Jugendämter im
Freistaat im vergangenen Jahr 19 587 Gefährdungseinschätzungen für
Kinder und Jugendliche. Der Wert entspreche einem Minus von neun
Prozent zum Jahr 2020. Betroffen waren dabei 9942 Jungen und 9645
Mädchen. 2548 Gefährdungseinschätzungen ergaben dem Statistikamt
zufolge eine akute, 2680 eine latente Kindswohlgefährdung. Dabei
gehörten Anzeichen für eine Vernachlässigung, eine psychische oder
körperliche Misshandlung zu den häufigsten Gründen.