Studie: Frauen mit Kinderwunsch warteten Corona-Impfung ab

Wiesbaden (dpa) - Der Start der Corona-Impfkampagne und die zunächst
fehlende Impfempfehlung für Schwangere haben sich laut einer Studie
deutlich auf die Familienplanung der Deutschen ausgewirkt. Die
durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau sei seit Beginn dieses
Jahres deutlich unter das Niveau der Vorjahre gefallen, teilte das
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Dienstag in
Wiesbaden mit. Während die Geburtenrate 2015 bis 2021 noch zwischen
1,5 und 1,6 Kindern pro Frau pendelte, sank sie in den ersten Monaten
2022 auf 1,3 bis 1,4.

Eine wesentliche Ursache für die rückläufigen Werte ist der Studie
zufolge, dass Frauen beim Start der Impfkampagne im Frühjahr 2021
ihren Kinderwunsch zunächst zurückgestellt haben. Die Impfung wurde
zunächst für Schwangere nicht empfohlen. «Es ist plausibel, dass sich

manche Frauen erst impfen lassen wollten, bevor sie schwanger
werden», erläuterte BiB-Forschungsdirektor Martin Bujard.

Es lasse sich eine deutliche zeitliche Parallele zwischen dem Start
der Impfkampagne und dem Rückgang der Geburtenrate neun Monate später
erkennen, erklärte der Forscher. In den zurückliegenden 30 Jahren sei
- abseits saisonaler Einflüsse - kein solcher Einbruch der Zahlen
erkennbar.

«Die Corona-Pandemie hat erhebliche Effekte auf das kurzfristige
Geburtenverhalten verursacht, was man auch
in anderen Ländern Europas erkennen kann», erklärte Bujard. Im Mai
2022 habe sich in Deutschland wieder eine leichte Erholung der
Geburtenrate abgezeichnet (1,48), was auf ein Ende dieses Aufschubs
deuten könnte.