Vater mit Beil attackiert: Gehörlose Tochter bestreitet Vorwurf

Bonn (dpa/lnw) - Vor dem Bonner Schwurgericht muss sich seit Montag
eine 52-Jährige wegen versuchten Totschlags und gefährlicher
Körperverletzung verantworten. Der Angeklagten aus dem
Rhein-Sieg-Kreis wird vorgeworfen, mehrfach mit einem Beil auf den
Kopf ihres Vaters eingeschlagen zu haben. Anschließend soll die
mutmaßliche Täterin - obwohl ihr Vater in Lebensgefahr schwebte - den
81-Jährigen schwer verletzt liegen gelassen und sich in ihre Wohnung
im gleichen Haus zurückgezogen haben.

Der Vater wurde zwei Tage nach der Beil-Attacke, am 7. Februar 2021,
mit zahlreichen Kopfverletzungen bewusstlos aufgefunden. Eines seiner
Kinder hatte sich Sorgen gemacht, weil er nicht zu erreichen gewesen
war, und die Rettungskräfte alarmiert. Von dem Angriff hat sich der
Vater nie wieder erholt. Anderthalb Jahre lag er im Wachkoma. Am 22.
Juli 2022 ist er an den Folgen der Kopfverletzungen gestorben.
Entsprechend erklärte das Gericht am ersten Prozesstag, dass auch
eine Verurteilung wegen Totschlags in Frage komme.

Die Angeklagte, seit der Geburt gehörlos, habe zum Prozessauftakt den
Tatvorwurf bestritten und wolle sich nicht weiter äußern, sagte ihr
Verteidiger. Das Verfahren wird von zwei Gebärdendolmetschern, die
der Angeklagten gegenübersitzen, begleitet und übersetzt.

Die 52-Jährige, die sich nicht in Untersuchungshaft befindet, wohnt
nicht mehr am Tatort. Zwischen Vater und Tochter, die anderthalb
Jahre unter einem Dach gelebt haben, soll es viel Streit gegeben
haben - unter anderem über Geld oder auch die Gefährlichkeit des
Corona-Virus. Für den Indizienprozess sind drei Rechtsmediziner und
rund 30 Zeugen geladen.