Zwei Frauen mit Thallium getötet - Prozess wegen Giftmorden beginnt Von Petra Albers, dpa

Das Gift verursacht furchtbare Qualen: Ein Angeklagter soll drei
Frauen das Schwermetall Thallium verabreicht haben. Nur ein Opfer
überlebte. Nun beginnt der Prozess gegen den Krankenpfleger.

Köln (dpa) - Er soll seine Opfer mit dem Schwermetall Thallium
vergiftet haben: Vor dem Kölner Landgericht beginnt am Montag ein
Prozess gegen einen Angeklagten wegen zweifachen Mordes, Mordversuchs
und versuchten Schwangerschaftsabbruchs. Der 42-Jährige aus Hürth
soll drei Frauen die toxische Substanz verabreicht haben - zwei von
ihnen starben qualvoll.

Laut Anklage hatte der Krankenpfleger in den Jahren 2020 und 2021
seine Ehefrau, seine schwangere Lebensgefährtin und deren Großmutter
mit Thallium vergiftet. Das früher als Rattengift eingesetzte Mittel
ruft unter anderem Herzrasen, Krämpfe, Organschäden oder Blutungen im
Magen-Darm-Trakt hervor. Nur die damals 36 Jahre alte Lebensgefährtin
überlebte: Nachdem sie wochenlang unter Symptomen gelitten hatte,
wurde in ihrem Blut letztlich Thallium nachgewiesen, so dass sie ein
Gegenmittel erhalten konnte.

Das Baby der Frau kam zunächst lebend zur Welt, starb jedoch vor
wenigen Monaten. Ob der Tod des Säuglings auf die Vergiftung
zurückzuführen ist, werde derzeit noch untersucht, sagte ein
Gerichtssprecher. Doch auch wenn sich dies bestätigen sollte, bliebe
es hier bei dem Vorwurf «versuchter Schwangerschaftsabbruch», weil es
sich zum Tatzeitpunkt juristisch gesehen noch nicht um einen
Menschen, sondern um einen Fötus handelte.

Die Ermittlungen gegen den Angeklagten waren im vergangenen November
ins Rollen gekommen, nachdem die Thallium-Vergiftung bei der
36-Jährigen entdeckt worden war. Die Mutter der Frau erstattete
damals Anzeige.

Im Zuge der Ermittlungen ergab sich der Verdacht, dass auch der Tod
der Großmutter der 36-Jährigen im April 2020 auf Thallium
zurückzuführen sein könnte. Die Leiche der 92-Jährigen wurde
exhumiert und obduziert. Des weiteren stellte sich heraus, dass die
einstige Ehefrau des Mannes im Mai 2020 wohl ebenfalls an einer
Thallium-Vergiftung gestorben war.

Das Motiv für die Taten ist unklar. Die Staatsanwaltschaft nimmt als
Mordmerkmale Heimtücke und Grausamkeit an. Der Verteidiger des
Angeklagten wollte sich im Vorfeld des Prozesses nicht zu den
Vorwürfen äußern. «Mein Mandant wird sich in der Hauptverhandlung
schweigend verteidigen», sagte er.

Für den Prozess hat das Kölner Landgericht 22 Verhandlungstage bis
Ende Januar 2023 angesetzt.