Krankenhäuser in Sachsen schlagen Alarm und fordern Unterstützung

Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie stehen die Krankenhäuser
vor neuen Schwierigkeiten. Inflation und explodierende Energiepreise
könnten viele Häuser in wirtschaftliche Schieflage bringen. Aus Sicht
der Krankenhäuser gilt deswegen «Alarmstufe Rot».

Dresden (dpa/sn) - Die Krankenhäuser in Sachsen haben angesichts von
Inflation und drastisch steigender Energiekosten schnelle finanzielle
Hilfe vom Staat gefordert. «Die Situation der Krankenhäuser in
Sachsen ist derzeit so angespannt und belastet wie nie zuvor und
entwickelt sich weiter in bedrohlichem Maße», sagte der
Vorstandsvorsitzende der Krankenhausgesellschaft Sachsen (KGS), Sven
U. Langner, am Mittwoch in Dresden. Die KGS bezifferte allein die
Lücke zwischen Kosten und Erlösen für die sächsischen Krankenhäus
er
auf rund 400 Millionen Euro.

Zudem seien durch steigende Energiekosten und teures medizinisches
Material die Sachkosten enorm gestiegen, hieß es. Die
Krankenhausgesellschaft bezifferte die Summe der ungedeckten
Sachkosten für das nächste Jahr auf rund 150 Millionen Euro. Zudem
gehe es um langfristige Lösungen, wie die Patientenversorgung
kostendeckend erfolgen könne. Die Krankenhausgesellschaft vertritt
als Landesverband 78 Krankenhäuser mit mehr als 58 000 Beschäftigten.

Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Krankenhausgesellschaft (DKG) fürchtet, dass es auch zu Insolvenzen
kommen könnte. Ändere sich die Situation nicht, könnten bundesweit 40

Prozent der Häuser von Zahlungsunfähigkeit bedroht sein. «Die Not ist

zum Greifen, die Patientenversorgung bedroht.» Hinzu kommt die Sorge
vor einer erneuten Pandemiewelle im Herbst und im Winter.

Die Krankenhäuser fordern daher unter anderem einen
Inflationsausgleich vom Bund sowie langfristige Strukturreformen. Im
nächsten Landeshaushalt muss zudem das Investitionsvolumen deutlich
erhöht werden, so die Krankenhausgesellschaft Sachsen.

Michael Albrecht, medizinischer Vorstand des Dresdner
Universitätsklinikums, geht davon aus, dass sein Haus in diesem Jahr
ein zweistelliges Minus einfährt. Allein die Stromkosten stiegen in
diesem Jahr um rund 12 Millionen Euro. Der bisherige Stromanbieter
habe gekündigt, nun müsse man deutlich mehr bezahlen, so Albrecht.
Allein die Tumorbehandlung etwa durch Protonentherapie sei
energieintensiv. «Für die Aufrechterhaltung unseres Medizinbetriebes,
für Diagnostik und Therapie benötigen wir jährlich den Energie- und
Ressourcenbedarf einer Kleinstadt», betonte Albrecht.

Am Dresdner St. Georg Klinikum sind die Kosten für Strom und Gas laut
Geschäftsführerin Iris Minde in diesem Jahr um rund 500 Prozent
gestiegen. Hinzu kämen rasant gestiegene Preise für medizinisches
Material wie FFP2-Masken oder OP-Handschuhe sowie Lieferprobleme für
manche Medikamente. «Was wir jetzt erleben, ist existenzbedrohend.»

Unter dem Motto «Alarmstufe Rot» beteiligen sich Sachsens
Krankenhäuser an der bundesweiten Kampagne der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, mit der auf die massiven wirtschaftlichen
Bedrohungen für die Krankenhauslandschaft aufmerksam gemacht werden
soll. Auch in Thüringen haben am Mittwoch rund 350 Beschäftigte der
Thüringer Krankenhäuser angesichts steigender Kosten vor dem Landtag
in Erfurt protestiert und mehr finanzielle Unterstützung gefordert.