EU-Kommission lässt Booster gegen Omikron-Sublinien BA.4/BA.5 zu

Nach den Omikron-BA.1-Impfstoffen, deren Auslieferung kürzlich
begonnen hat, ist nun ein weiteres Präparat in der EU in greifbarer
Nähe. Es geht um einen Booster, der an die aktuell vorkommenden
Erreger angepasst ist.

Brüssel/Amsterdam (dpa) - Die Europäische Kommission hat einen
weiteren an Omikron angepassten Impfstoff zugelassen. Der Booster der
Unternehmen Biontech/Pfizer richte sich gegen die aktuellen
Corona-Varianten, teilte Präsidentin Ursula von der Leyen am Montag
auf Twitter mit. Zuvor hat ein Expertenausschuss der
EU-Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung des an die Omikron-Sublinien
BA.4/BA.5 angepassten Vakzins empfohlen. Das Mittel zielt daneben wie
die bisherigen Impfstoffe auf die Ursprungsvariante von Sars-CoV-2
ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wertete die
Nachricht auf Twitter als gut im Kampf gegen das Virus.

Erwartet werde ein breiterer Schutz gegen verschiedene
Corona-Varianten, teilte die EMA mit. Empfohlen werde die Impfung für
Menschen ab 12 Jahren als Auffrischung. BA.4/BA.5 sind die
Omikron-Sublinien, die derzeit nach Daten aus Stichproben quasi alle
Corona-Infektionen in Deutschland verursachen.

Wegen der Aktualität gibt es zu dem BA.4/BA.5-Impfstoff noch keine
abgeschlossenen klinischen Studien. Wie die EMA erklärte,
berücksichtigte der Expertenausschuss alle verfügbaren Daten - zum
Beispiel auch zu dem erst kürzlich in der EU zugelassenen angepassten
Impfstoff, der auch auf die Omikron-Sublinie BA.1 abzielt. Für ihn
existieren klinische Daten. Die Auslieferung dieses BA.1-Impfstoffes
hat in Deutschland vor einigen Tagen begonnen.

Die Fachleute prüften laut EMA auch Daten zur Qualität und dem
Herstellungsprozess sowie zur Fähigkeit des neuesten Präparats,
Immunantworten auszulösen. Biontech teilte zum Votum des
Expertenausschusses mit, dass bis auf die Ergänzung der mRNA-Sequenz
des Spike-Proteins von BA.4/BA.5 alle anderen Bestandteile des
Impfstoffs unverändert geblieben seien. Nach Ankündigung des
Unternehmens sollen EU-Bürgerinnen und -Bürger «noch vor der
Wintersaison» Zugang zu den an Omikron angepassten Impfstoffen haben.

Laut EMA wird angenommen, dass der an BA.4/BA.5 angepasste Impfstoff
vergleichbar sicher ist wie der an BA.1 angepasste Booster und der
ursprüngliche Biontech/Pfizer-Impfstoff, zu dem es große Datenmengen
gebe. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte bereits Ende August zwei
BA.4/BA.5-Impfstoffen eine Notfallzulassung erteilt: von
Biontech/Pfizer und Moderna. BA.1 zirkuliert in Deutschland
mittlerweile nicht mehr.

Bislang gibt es noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission
(Stiko) zum Einsatz von an Omikron angepassten Auffrischimpfungen.
Laut Minister Lauterbach arbeitet das Gremium aber bereits an
Empfehlungen. Mehrere Fachleute, die der Stiko nicht angehören,
hatten zuletzt gesagt, dass die Auffrischung mit den neuen Präparaten
etwa für die Gruppen infrage kommt, denen die Stiko auch jetzt schon
eine zweite Booster-Impfung empfiehlt. Das sind zum Beispiel Menschen
über 60, Gruppen mit Risikofaktoren und Mitarbeiter im
Gesundheitswesen.