Bayern: Bund verzichtet auf neue RKI-Bewertung zu Corona-Isolation

Wer einen positiven Corona-Test hat, muss mindestens fünf Tage in
Isolation. Längst ist aber eine Debatte über Lockerungen entbrannt.
Sollte sich das Fachinstitut des Bundes daran beteiligen?

München/Berlin (dpa) - In der Debatte um ein mögliches Ende der
Isolationspflicht für Corona-Infizierte will die Bundesregierung nach
Angaben Bayerns keine Neubewertung der Lage durch das
Robert-Koch-Institut (RKI). Das Bundesgesundheitsministerium habe
einen Antrag der Unionsländer abgelehnt, dass das RKI eine fundierte
Stellungnahme zur Isolationspflicht geben möge, sagte Bayerns
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der Deutschen
Presse-Agentur in München. «Das Argument, es gebe keine neuen
Erkenntnisse, halte ich für dünn.» Zuvor hatten die unionsregierten
Länder in der Gesundheitsministerkonferenz eine entsprechende
RKI-Bewertung eingefordert.

«Im Lichte der aktuellen Entwicklungen, vor allem in Österreich,
brauchen wir einen Kompass. Was genau spricht also gegen eine
aktuelle Bewertung durch die Experten des RKI?», fragte Holetschek.
«Dass Österreich die Isolationspflicht abgeschafft hat, lässt bei
vielen Bürgerinnen und Bürgern Fragezeichen zurück. Sie erwarten von

uns völlig zu Recht eine professionelle Bewertung.»

Deutschland leiste sich mit dem RKI eine hervorragende Institution,
und der RKI-Chef Lothar Wieler habe sich in den vergangenen
Pandemie-Jahren als kluger und besonnener Kopf erwiesen, sagte
Holetschek. «Das RKI hat die nötige Expertise für eine seriöse
Bewertung, ob es weiterhin sinnvoll ist, dass Infizierte sich
verpflichtend in Isolation begeben müssen. Die Politik sollte die
Expertise des RKI nutzen.»

Eine klare Entscheidung sei gerade auch mit Blick auf das Personal in
medizinischen und pflegerischen Einrichtungen wünschenswert gewesen.
«Dort fällt das Personal in hohen Zahlen nahezu flächendeckend aus.
Klar ist: In der Pandemie haben wir immer wieder gesehen, wie wichtig
gute und zeitgerechte Kommunikation ist», sagte Holetschek.

Derzeit müssen sich in Deutschland an Corona erkrankte Personen auch
ohne Krankheitssymptome mindestens fünf Tage nach dem positiven
Testergebnis isolieren, weil sie ansteckend sein könnten. Angesichts
daraus folgender Personalausfälle hatte es in den vergangenen Wochen
wiederholt Forderungen nach einem Wegfall der Isolationspflicht
gegeben, etwa vom Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung,
Andreas Gassen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lehnt dies
bisher ab.

SPD-Chefin Saskia Esken warnte vor einer Aussetzung der
Isolationspflicht. Damit würden ganze Belegschaften der
kalkulierbaren Gefahr ausgesetzt, sich am Arbeitsplatz zu infizieren,
sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Eine
symptomfreie Infektion bedeute ja nicht, dass der Infizierte nicht
ansteckend sei. «Die Isolationspflicht für jene aufzugeben, die nicht
oder nur milde erkranken, wäre meines Erachtens falsch», sagte Esken.