Aidshilfe: Eine Million Impfdosen gegen Affenpocken in Deutschland

Berlin (dpa) - Um die Affenpocken-Infektionen in Deutschland in den
Griff zu bekommen, sind der Deutschen Aidshilfe (DAH) zufolge viel
mehr Impfdosen nötig, als bislang von der Bundesregierung bestellt
wurden. «Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um
einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten.
Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die
Impfung verweigert wird», sagte Axel Jeremias Schmidt, Epidemiologe
und DAH-Referent für Medizin und Gesundheitspolitik, laut einer
Mitteilung vom Freitag. Der Bund müsse so schnell wie möglich
bestellen, kurzfristige Käufe seien in nächster Zeit kaum möglich.

Bislang hat die Bundesregierung dem Gesundheitsministerium zufolge
240 000 Impfstoffdosen bestellt, von denen zunächst 40 000
ausgeliefert worden sind. 200 000 sollen bis Ende September folgen.
Das aber reiche nicht, so Schmidt: «Wir gehen nicht davon aus, dass
die Epidemie vorbei ist, wenn die bisher verfügbaren Dosen verimpft
sind.» Solange es Affenpocken-Infektionen gebe, müssten Menschen, die
ein Risiko hätten, ein Impfangebot bekommen.

Mit Stand Freitag waren laut Robert Koch-Institut 2595
Affenpocken-Infektionen in Deutschland ausgewiesen. Eine Impfung
gegen Affenpocken empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) unter
anderem für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt
zu Infizierten hatten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht sie
insbesondere bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte
mit wechselnden Partnern haben.

Zur Einordnung sagte der Epidemiologe Schmidt, er schätze die Zahl
der homo- und bisexuellen Männer, die Sex mit wechselnden Partnern
haben, auf mehr als eine halben Million. Zwar seien wohl nicht alle
an einer Impfung interessiert, hinzu kämen aber auch Menschen, die
sich nur zeitweilig in Deutschland aufhielten. Außerdem sei nicht
auszuschließen, dass das Affenpocken-Virus demnächst auch andere
Bevölkerungsgruppen betreffe, betonte er.

Ziel müsse es sein, die Infektionszahlen zu senken und dauerhaft in
den Griff zu bekommen, sagte auch Ulf Kristal vom DAH-Vorstand. «Das
ist nur möglich, wenn möglichst viele Menschen, die ein
Infektionsrisiko haben, geimpft werden, in Deutschland und in allen
anderen betroffenen Ländern.» Die Bundesregierung forderte er dazu
auf, sich für einen massiven Ausbau der Impfstoff-Produktion
einzusetzen, damit alle Menschen weltweit mit einem Risiko Zugang zur
Impfung bekommen könnten.