Russland: Zehn Jahre Straflager nach Protest gegen Corona-Lockdown

Wladikawkas (dpa) - Nach Aufrufen zu Protesten gegen einen Lockdown
in der Corona-Pandemie hat ein russisches Gericht einen Opernsänger
wegen Extremismus zu zehn Jahren Straflager verurteilt. Der 1981
geborene Wadim Tscheldijew hatte laut dem am Dienstag verkündeten
Urteil des Gerichts in Rostow am Don vor mehr als zwei Jahren in der
Teilrepublik Nordossetien im Nordkaukasus zu Demonstrationen für eine
Rücknahme der «Selbstisolation» in der Corona-Pandemie aufgerufen.
Wie der Anwalt Pawel Tschikow in seinem Blog im Nachrichtenkanal
Telegram mitteilte, wurden auch zwei «Mitorganisatoren» der Proteste
zu acht und zu achteinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt.

Bei den Kundgebungen in der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas
waren auch Forderungen nach einem Rücktritt der Regierung und nach
Neuwahlen laut geworden. Als Uniformierte versuchten, die Proteste
aufzulösen, kam es zu Zusammenstößen. Bei der Aktion im April 2020
hatte es mehr als 100 Festnahmen gegeben.

Tscheldijew und die beiden ebenfalls Verurteilten wurden nun als
Organisatoren bestraft. Anfängliche Vorwürfe wegen Rowdytums gegen
den Sänger waren in eine Anklage wegen extremistischer Tätigkeit und
Organisation von Massenunruhen umgewandelt worden.