Jürgen Drews will Karriere beenden: «Wirklich alles erlebt» Von Sophia Weimer, dpa

Fast jeder kann wohl «Ein Bett im Kornfeld» mitsingen - nun will
Jürgen Drews, der «König von Mallorca», abtreten. Schon neulich
sprach er von körperlichen Grenzen - und nun: auch seine berühmte
Pirouette sei nicht mehr so flink. Zeit für einen Abschied.

Berlin/Dülmen (dpa) - Schlagersänger Jürgen Drews («Ein Bett im
Kornfeld») will seine Karriere beenden und sich zum Ende des Jahres
von der Bühne verabschieden. Das kündigte der 77-Jährige am
Samstagabend in der ARD-Show «Die große Schlagerstrandparty» in
Gelsenkirchen mit Florian Silbereisen an. Er wolle sich beim
Schicksal bedanken, sagte Drews mit Tränen in den Augen. Es sei eine
schöne Zeit gewesen. Seinen letzten Auftritt wolle er im Herbst in
einer der Schlager-Shows mit Florian Silbereisen haben.

«Es ist an der Zeit, mein Privatleben auf Platz eins zu stellen. Man
wird mich in diesem Jahr noch bei der einen oder anderen
Veranstaltung treffen und im Fernsehen sehen können, aber zum Ende
dieses Jahres werde ich mich von der Bühne verabschieden», sagte
Drews im Interview der «Bild am Sonntag». Er sei nicht mehr so
belastbar wie früher und spüre, dass es ihm unheimlich gut tue, zu
Hause zu sein.

Drews hatte Ende Mai bereits angekündigt, vorerst kürzer treten zu
wollen - er berichtete, an der Nervenkrankheit Polyneuropathie
erkrankt zu sein. Diese Krankheit sei nicht heilbar, sagte Drews nun
im Interview. Er habe eine leichte Form der Polyneuropathie. «Das
äußert sich in den Nerven. So bin ich oft etwas wackelig auf den
Beinen, muss mich sehr konzentrieren, wenn ich lange Wege auf der
Bühne gehen soll.» Und er ergänzte: «Ich habe keine Schmerzen, aber

der Körper und das Befinden verändern sich.»

Bei einer Polyneuropathie ist die Reizweiterleitung der Nerven
gestört, spürbar ist das oft zuerst mit Kribbeln oder Brennen.
Sinnesreize werden verstärkt, vermindert oder auch gar nicht
weitergeleitet. So empfinden die Patienten zum Beispiel Hitze oder
Kälte falsch oder sie spüren einen Schmerz, obwohl es keinen
schmerzhaften Reiz gibt.

Aber nicht nur wegen seiner Krankheit sehnt sich Drews nach etwas
Ruhe - er spüre auch die Begleiterscheinungen des Alters, sei
häufiger müde als früher und habe «halt so seine Zipperlein». Und

seine berühmte Pirouette sei nicht mehr so flink wie früher, erzählte

er. Über seinen künftigen Rückzug sagte Drews: «Bestimmt wird mir d
ie
Bühne auch mal fehlen, aber ich habe ja in den über 60 Jahren, die
ich diesen Job schon mache, wirklich alles erlebt.»

In der Live-Sendung im Ersten sang Drews, der vor der Kamera trotz
seiner 77 Jahre noch immer frisch und jugendlich wirkt, zuerst seinen
Hit «Ein Bett im Kornfeld» - dann verkündete er gemeinsam mit Ehefrau

Ramona seinen Abschied. Beide hatten Tränen in den Augen - auch
Moderator Silbereisen und viele Menschen im Publikum waren sichtlich
ergriffen.

Drews, aufgewachsen in Schleswig-Holstein, hatte zwar einst als
veritabler Jazzmusiker begonnen. Richtig populär wurde er aber mit
süffigen Schlagern Mitte der 70er Jahre. «Ein Bett im Kornfeld», sein

großer Hit, lebt eindeutig von der jugendlichen Kribbeligkeit, die er
«zwischen Blumen und Stroh» vermittelt. Später wurde Drews zum «K
önig
von Mallorca» und damit Ikone einer Szene, in der die Gesundheit für
eine gute Party im Zweifel auch mal hintenan gestellt wird.

Zugleich hat Drews aber auch immer durchblicken lassen, dass man
seine Rolle nicht überinterpretieren dürfe. «Ich bin einfach ein
Mensch wie jeder andere auch, und mein Job ist es, Musik zu machen
und die Leute damit zu unterhalten», erklärte er, als seine
Autobiografie («Es war alles am besten») erschien. Er sei im Grunde
«Dienstleister».