Berliner Gesundheitswesen soll hitzetauglicher werden

Berlin (dpa) - Krankenhäuser und weitere Einrichtungen im Berliner
Gesundheitswesen sollen sich besser auf Hitzewellen vorbereiten
können. Musterpläne dafür hat ein neues Hitzeschutzbündnis am Monta
g
in der Hauptstadt vorgestellt. Es gelte, schnell zu handeln und viel
mehr zu tun als bisher, sagte der Präsident der Ärztekammer Berlin,
Peter Bobbert, am Montag. Zu dem Bündnis gehören daneben die Deutsche
Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) und die Senatsverwaltung
für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Das
Gesundheitswesen in Berlin und bundesweit sei leider noch nicht
genügend vorbereitet, sagte Bobbert.

Die Hitzeschutzpläne gehen auf unterschiedliche Aspekte ein: etwa auf
Fortbildungen zu hitzebedingten Erkrankungen und temperaturgerechte
Aufbewahrung von Medikamenten. Auch «banale» Dinge seien gelistet,
wie genug Wasser auf Stationen zu haben, sagte Bobbert. Es gebe auch
Schritte, die mehr Zeit brauchten, wie die Anpassung von Gebäuden.
Der Mediziner warnte: «Machen wir so weiter wie bisher, dann werden
wir wirklich in eine gesundheitliche Katastrophe hineinlaufen.»

Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote erinnerte an das vergangene
Hitze-Wochenende, die Trockenheit und den Waldbrand im benachbarten
Brandenburg: «Die Klimakrise ist Realität in Deutschland, sie ist
Realität in Berlin», sagte die Grünen-Politikerin. Es sei mit
zunehmenden Hitzewellen zu rechnen. Dennoch wolle man erreichen, dass
Städte lebenswerte Orte bleiben.

Die wenigsten Menschen seien sich darüber bewusst, dass unter den
Naturgefahren, die in Deutschland zu Todesfällen führen, Hitze mit
großem Abstand an der Spitze stehe, sagte Klug-Vorstandschef Martin
Herrmann. Er berief sich auf Angaben des Deutschen Komitees
Katastrophenvorsorge, das 96 Prozent davon zwischen 1990 und 2020 der
Kategorie extreme Hitze zugeordnet habe.

Bei den Todesfällen durch Hitze handle es sich um ein stilles
Sterben, die Zusammenhänge seien komplex, sagte Herrmann. Und er
räumte ein: «Die Pläne allein werden keinen Menschen retten.» Nöt
ig
sei, dass Akteure miteinander Verantwortung übernehmen. «Es ist nicht
mehr akzeptabel, dass wir unvorbereitet in große Gefahren gehen.»

Nach Angaben Bobberts ist Hitze für Menschen mit Vorerkrankungen,
Schwangere, kleine Kinder und Menschen, die im Freien arbeiten, eine
konkrete Gefahr. Für ältere und vorerkrankte Menschen und
insbesondere für diejenigen von ihnen, die alleine wohnen, «sind
Hitzewellen lebensbedrohlich».