Kaum Klimaschutz - Organisationen kritisieren neues WTO-Abkommen

Berlin (dpa) - Kaum Klimaschutz und offene Fragen zur Welternährung -
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben das neue Abkommen der
Welthandelsorganisation (WTO) kritisiert. «Alle strittigen Themen wie
Landwirtschaft, Fischerei, E-Commerce und TRIPS haben Auswirkungen
auf Umwelt und Klima. Aber Klimaschutz und die Erhaltung der
Artenvielfalt tauchten in den Verhandlungen so gut wie gar nicht
auf», sagte Greenpeace-Experte Jürgen Knirsch am Freitag.

Aus Sicht von Nelly Grotefendt, Referentin für Handelspolitik beim
Forum Umwelt und Entwicklung, kamen auch gesundheitliche Themen zu
kurz. Gerade für den Bereich globale Gesundheit in Zeiten einer
Pandemie sei das Ergebnis besonders ernüchternd. «Ich hatte sehr
gehofft, dass die Länder sich zu einem Präzedenzfall durchringen
können, der weitreichend ist. Bei der nächsten Pandemie werden wir
immer noch den gleichen Prozess durchlaufen müssen, und das wird viel
Zeit kosten.»

Die Organisation Brot für die Welt kritisierte das Abkommen mit Blick
auf die Welternährung. Es gebe keine konkreten Vorschläge, wie
Entwicklungsländer unabhängiger von Nahrungsimporten werden. «Im
Mittelpunkt der Erklärung zur Ernährungssicherheit steht wieder mal
der altbekannte Aufruf zur Vermeidung von Exportrestriktionen», sagte
Francisco Mari, Agrarhandelsexperte der Organisation. Dies sei der
stetige Ruf der großen Agrarexporteure, Märkte offen zu halten. «Nur

kurz wird erwähnt, dass es für Regierungen auch Sinn machen könnte zu

verhindern, dass Nahrung von Händlern exportiert wird, um auf dem
Weltmarkt große Gewinne zu machen.» Immerhin würden die Staaten
aufgefordert, das Welternährungsprogramm zu unterstützen.

Nach mehrtägigen Verhandlungen hatten die 164 Mitgliedsländer der WTO
erstmals seit Jahren wieder ein Abkommen erzielt. Sie einigten sich
am frühen Freitagmorgen unter anderem auf Vereinbarungen, um die
Herstellung von Covid-Impfstoffen in mehr Ländern zu ermöglichen und
um Subventionen für illegale und unregulierte Fischerei zu verbieten.
Eine geplante Vereinbarung über den Agrarhandel kam nicht zustande.