Kassenärzte gegen Grippe-Impfung in Apotheken

Die Grippe-Impfung gibt es künftig auch dauerhaft in der Apotheke.
Doch Ärzte kritisieren die Gesetzesänderung. Ihnen zufolge fehlt es
den Apothekern an Kompetenz.

Hannover (dpa/lni) - Die Grippe-Impfung in Apotheken stößt bei der
Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) auf Ablehnung.
«Impfen stellt aus gutem Grund eine ureigene ärztliche Tätigkeit dar,

ist fest in der ärztlichen Grundversorgung verankert und muss auch
weiterhin in den Händen von Ärztinnen und Ärzten bleiben», sagte
Vorstandsvize Jörg Berling am Mittwoch.

Während der vergangenen Grippesaison haben sich nach Angaben der KVN
landesweit rund 2,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger in einer
Arztpraxis gegen Grippe impfen lassen - jedoch nur 1000 in einer
Apotheke. Das sei eine «ernüchternde Bilanz» und zeige, dass das
zusätzliche Impfangebot nicht notwendig sei. Außerdem könnten
Apotheker im Gegensatz zu Ärzten nicht angemessen darauf reagieren,
wenn nach einer Grippeimpfung Komplikationen aufträten.

Ende Mai hatte der Bundestag eine Neuregelung verabschiedet, nach der
Apotheken künftig neben der Corona-Impfung auch die Grippe-Impfung
verabreichen dürfen. Bislang war dies auch in Niedersachsen nur im
Rahmen eines Modellprojekts erlaubt. Das Personal muss dafür
entsprechend geschult werden.

Im Gegensatz zu den Kassenärzten bewerteten die Apotheken die
Neuregelung als durchweg positiv. Das Impfangebot in den Apotheken
sei eine wichtige Ergänzung, teilten die Krankenkasse AOK
Niedersachsen und der Landesapothekerverband zu Beginn der Woche mit.
Einer Umfrage der AOK zufolge nannten Interessenten unter anderem die
geringe Wartezeit und die gute Erreichbarkeit als ausschlaggebenden
Punkt für eine Impfung in der Apotheke.

Auch die Apothekerkammer Niedersachsen ist zuversichtlich, dass sich
mit der Gesetzesänderung künftig noch mehr Menschen für eine Impfung

in der Apotheke entscheiden, wie eine Sprecherin mitteilte.