Kieler Woche - Virologe Fickenscher rät zum Masketragen im Gedränge

Kiel (dpa/lno) Der Virologe Helmut Fickenscher rät dazu, bei der
Kieler Woche im Gedränge eine Maske zu tragen. Es laufe viel im
Freien oder im gut belüfteten Umfeld ab, sagte der Leiter des
Instituts für Infektionsmedizin der Universität Kiel im Interview der
«Kieler Nachrichten» (Mittwoch). «Aber wenn sich die Menschen wie in

der Sardinenbüchse durch die Stadt schieben, können sie sich leicht
ein Virus einfangen. Wo Distanzen drinnen wie draußen überhaupt nicht
möglich sind, würde ich empfehlen, Masken zu tragen.»

Dies gelte umso mehr für Ältere und Menschen mit Risikoerkrankungen,
so Fickenscher. Vernünftig müsse man aber trotz allem bleiben. «Wir
sind zwar dabei, uns dem Normalzustand anzunähern, aber es ist noch
eine wackelige, schwer beurteilbare Angelegenheit. Ich sehe aber
derzeit keinen Grund für zusätzliche generelle Einschränkungen.»

Aktuell steigen die Zahl der Neuansteckungen in Schleswig-Holstein.
«BA.5 rollt durchs Land», sagte Fickenscher. «Schon seit einigen
Wochen haben wir keine fallenden, sondern insgesamt leicht steigende
Fallzahlen in Schleswig-Holstein. Das geht parallel mit der
Ausbreitung der BA.5-Variante, die sich offenbar sehr effizient
durchsetzt.» Immerhin gebe es noch keine Explosion der Fallzahlen
oder der schweren Erkrankungen, sagte Fickenscher. «Das ist insgesamt
eher beruhigend, aber die Welle ist noch nicht auf ihrem Höhepunkt.»

Sollte die Fallzahl weiter zunehmen, wäre nach Ansicht des Mediziners
auf Landesebene eine Empfehlung zum Tragen von Masken für Bereiche
sinnvoll, in denen viele Personen auf engem Raum zusammenkommen.

Die Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein lag am Dienstagabend bei
732,8. Am Vortag lag die Zahl der registrierten Neuinfektionen je 100
000 Einwohnerinnen und Einwohner binnen sieben Tagen bei 688,9 und am
Dienstag vor einer Woche bei 375,1.

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der
Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl
nicht vom RKI erfasster Fälle aus.