Blut von oben: Transport mit Drohnen wird in Ulm weiter erforscht

Die Straßen in Deutschland sind sehr oft verstopft. Lebensrettende
Medikamente und vor allem wichtige Blutkonserven kommen daher oft zu
langsam ans Ziel. Das soll sich jetzt ändern: Denn in Ulm wird
bislang erfolgreich an der eiligen Blutspende aus der Luft geprobt.

Ulm/München (dpa) - Um zeitraubende Verkehrsstaus zu umgehen, wollen
Rettungsdienste wie die ADAC Luftrettung und das Deutsche Rote Kreuz
(DRK) auf die Blutversorgung aus der Luft setzen. Beide
Organisationen forschen nach eigenen Angaben von Dienstag gemeinsam
am Einsatz mit Drohnen, um Blut, Medikamente und Gewebe schneller und
sicherer transportieren zu können. Das Projekt setzt dabei auf die
Erfahrungen des Universitätsklinikums in Ulm, das in den vergangenen
zwei Jahren mehr als 100 Drohnen auf dem Campusgelände zwischen der
DRK-Blutbank und der Chirurgie der Uniklinik hin- und her gesteuert
hat.

«Mit der Drohne ist der Transport von Blut zum Patienten in Ulm fünf
Mal schneller als auf dem herkömmlichen Weg per Kurierdienst oder
Taxi möglich», teilten die ADAC Luftrettung und das DRK
Baden-Württemberg-Hessen am Weltblutspendetag (14. Juni) mit. Ziel
sei es nun, mit dem Forschungsprojekt in den kommerziellen
Regelbetrieb für Kliniken in ganz Deutschland zu gehen und ein
Standardkonzept für eilige medizinische Transportgüter zu entwickeln.

«Die Verkehrsdichte in der Stadt und die voranschreitende
Zentralisierung von Krankenhäusern und Laboren machen eine
zuverlässige Drohnenlösung für den Transport von Blut, Medikamenten
und Gewebe in Zukunft notwendig», sagte Frédéric Bruder,
Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Die Drohne operiere gemeinsam
mit dem in Ulm stationierten ADAC Rettungshubschrauber «Christoph 22»
und zwei Krankenhäusern mit je einem Hubschrauberlandeplatz.

Die getestete Drohne, ein sogenannter Hexakopter, hat einen
Durchmesser von 1,24 Metern, ist rund sieben Kilogramm schwer und
kann beim Abflug rund 1,5 Kilogramm Blut als Nutzlast transportieren.
Die Flugroute der Maschine wird über eine Planungssoftware definiert,
die Drohne ist aber auch manuell steuerbar.

Für normale Bluttransporte sind die Drohnendienste nicht gedacht, wie
Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen
betonte. Genau dort droht aber zunehmend ein Notstand, denn den
Kliniken im Land geht das Blut aus. «So dramatisch wie dieses Jahr
habe ich es noch nie erlebt», sagte Weck. «Und ich mache das schon
seit mehr als 30 Jahren.»

Zwar gehe die Spendenbereitschaft in den Sommermonaten stets zurück.
«Aber in diesem Jahr sind wir von der Massivität überrascht.» Zulet
zt
habe die Zahl der Spender um bis zu zehn Prozent unter dem normalen
Maß dieser Wochen gelegen.

«Die Spender sind nicht demotiviert, aber sie sind abgelenkt», sagte
Weck. «Und das trifft auf die Feiertagswochen, deshalb geht die Zahl
so unerwartet stark zurück.» Das DRK versucht bereits, die
Spendenbereitschaft mit Anreizen zu erhöhen. Landesweit erhalten
Spenderinnen und Spender nach Angaben Wecks bis zum Ende der Woche
zum Beispiel eine Grillzange, wenn sie sich Blut abnehmen lassen.

Deutlich macht die aktuelle Versorgungslage auch das im Internet
angebotene «Blutspendebarometer» des DRK, auf dem sich die
Versorgungslage in Baden-Württemberg und Hessen ablesen lässt.
Demnach (Stand: Dienstagmittag) ist derzeit die Situation bei der
Blutgruppen 0- «bedrohlich", das bedeutet laut DRK, es werde dringend
Hilfe benötigt, um die Versorgungslage sicherstellen zu können. Für
die Blutgruppen A+, A-, 0+ und B- wird sie als «kritisch»
eingeordnet.