RKI: Nun knapp 230 Fälle von Affenpocken in elf Bundesländern

Berlin (dpa) - Die Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) erfassten
Affenpocken-Nachweise in Deutschland ist auf mehr als 200 gestiegen.
Das RKI gab die Patientenzahl am Dienstag auf seiner Webseite mit
genau 229 an, nach rund 190 am Vortag. Weiterhin seien keine Fälle
bei Frauen und Kindern bekannt, teilte eine RKI-Sprecherin auf
Anfrage mit. Elf Bundesländer haben nach Angaben des Instituts
Betroffene der Viruserkrankung gemeldet. Besonders viele sind es in
Berlin, wo nach aktuellstem Stand von Montag 142 Fälle registriert
waren. Die Risiko-Einschätzung des RKI lautet weiterhin: «Eine
Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland

schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein.»

Es gebe immer noch vereinzelte Übertragungen, «aber der Ausbruch hat
eher nicht die Eigenschaft, exponentiell wachsende Fallzahlen zu
entwickeln», teilte Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an
der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin auf Anfrage
mit. Eine sexuell übertragbare Infektionserkrankung breite sich
langsamer aus als eine, bei der Erreger durch die Luft übertragen
werden. Seit Mai wurden Affenpocken bei Hunderten Menschen in
zahlreichen Ländern außerhalb Afrikas nachgewiesen.

«Dass die Affenpocken es überhaupt aus Afrika in die Welt geschafft
haben, war zwar erwartbar, aber hat in dieser Dynamik doch
überrascht», meint Ulrichs. Die nun dokumentierten Fälle in
Deutschland ließen sich durch verschiedene Maßnahmen gut begrenzen.
Dazu gehören eine flächendeckende und gute Aufklärung über
Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten - dies entspreche im
Wesentlichen den Safer-Sex-Regeln - sowie gezielten Impfungen.

Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kürzlich
angekündigt hatte, sollte ab 15. Juni Impfstoff bereitstehen. Die
Ständige Impfkommission (Stiko) hatte vorige Woche bekanntgegeben,
dass für bestimmte Gruppen der Pockenimpfstoff Imvanex empfohlen
werde. Dazu zählen etwa Erwachsene, die Kontakt zu Infizierten
hatten, und Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit
wechselnden Partnern haben. Wegen zunächst begrenzter
Impfstoffverfügbarkeit hieß es, dass die Impfung bevorzugt Menschen
angeboten werden soll, die dem Virus ausgesetzt waren.