Finanzlücke der Gesetzlichen Kassen könnte größer sein als erwartet

Berlin (dpa) - Der gesetzlichen Krankenversicherung könnte im
kommenden Jahr mehr Geld fehlen als bislang angenommen. Bisherige
Schätzungen gehen von einer Finanzlücke in Höhe von 17 Milliarden
Euro aus, doch nach Berechnungen des Instituts für
Gesundheitsökonomik (IfG) drohe sogar ein Defizit von 25 Milliarden
Euro, berichtete die «Bild»-Zeitung (Dienstag).

In den bisherigen Schätzungen «waren der Krieg in der Ukraine und die
Folgen noch nicht eingepreist», sagte IfG-Chef Günter Neubauer der
Zeitung. «Die Inflation lässt in Praxen und Kliniken die Ausgaben
steigen, während die Aussichten für den Arbeitsmarkt im Herbst eher
schlecht sind.»

Der Vorstandsvorsitzende der DAK Gesundheit, Andreas Storm, forderte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Handeln auf.
«Lauterbach muss jetzt gemeinsam mit dem Bundesfinanzminister den 70
Millionen Versicherten die Frage beantworten, ob und wie er den
drohenden Beitragstsunami noch verhindern will.» Die Branche warte
auf den angekündigten Gesetzesentwurf zur Stabilisierung der Finanzen
der gesetzlichen Kassen bereits seit drei Monaten, sagte Storm.

Lauterbach hatte angesichts des erwarteten Milliardendefizits die
Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen bereits darauf vorbereitet,
dass 2023 die Beiträge steigen könnten. Im März sagte er, bei einem
erwarteten Defizit der Kassen von rund 17 Milliarden Euro im nächsten
Jahr lasse sich das nicht vollständig vermeiden.