Pflegekräfte sollen mehr Karrierechancen bekommen

Die Bezahlung wird besser, trotzdem schmeißen viele Pflegekräfte
ihren Beruf angesichts der hohen Belastungen nach ein paar Jahren
hin. Dabei wird dringend mehr Personal benötigt.

Hannover (dpa/lni) - Angesichts des Personalmangels in der Pflege
wirbt Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens dafür, mehr
Aufstiegschancen in der Branche zu ermöglichen. «Wir haben keine
Probleme, junge Menschen für die Pflege zu finden», sagte die
SPD-Politikerin am Freitag in Hannover. Allerdings könnten viele
Beschäftigte nicht langfristig gehalten werden. «Man geht nach zehn
bis zwölf Jahren aus der Pflege raus, weil man sagt, man kann nicht
mehr.» Ein Ansatz, das zu ändern, sei es, mehr Qualifikationsstufen
zu schaffen - als Pflegehelfer, Pflegeassistenz oder Pflegefachkraft.

Die Bezahlung sei mittlerweile wegen der von September an geltenden
Tarifgebundenheit nicht mehr die größte Herausforderung, sagte
Behrens. Allerdings müsse sich die Pflege gegenüber anderen Berufen
behaupten, in denen ebenfalls ein Fachkräftemangel herrsche. «Die
Durchlässigkeit der Ausbildung, die wir in anderen Branchen haben,
die brauchen wir auch in der Pflege», forderte die Ministerin.

An dem Ziel, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern,
arbeitet die Landesregierung seit 2019 unter anderem mit Pflegekassen
und -anbietern in der «Konzertierten Aktion Pflege». Seither seien
etwa höhere Löhne für die Pflegekräfte, ein besseres
Personalmanagement und neue Versorgungsansätze erreicht worden,
erklärte das Sozialministerium.

Ein Beispiel ist das Projekt «Pflegenachbarn», bei dem Pflegedienste
den Versorgungsbedarf direkt mit den Pflegebedürftigen vereinbaren
und auch Nachbarn und Ehrenamtliche gezielt eingebunden werden
sollen. Das soll zu einer höheren Zufriedenheit bei allen Beteiligten
führen. Mit Blick auf Nachwuchskräfte hat das Land zudem die
Möglichkeit einer auf ein Jahr verkürzten Ausbildung zur
Pflegeassistenz geschaffen.

In den kommenden Jahren will Ministerin Behrens einen Schwerpunkt auf
die Entlastung pflegender Angehöriger legen. Gelingen soll das etwa
durch die finanziell geförderte Einstellung von Nachbarschaftshelfern
und ein 5,5-Millionen-Euro-Programm zur Sicherung von
Kurzzeitpflegeplätzen. Der Bedarf ist groß: Derzeit würden mehr als

250 000 Menschen zu Hause gepflegt, sagte Behrens.

Ricarda Hasch vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste
betonte allerdings, dass der Personalmangel nicht allein mit
deutschen Pflegern zu stemmen sein werde. Deutschland müsse daher
auch für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver werden.

Marco Brunotte von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien
Wohlfahrtspflege warb zudem für eine stärkere Digitalisierung der
Pflege. Die Dokumentation und Übergaben müssten künftig mit dem
Tablet statt mit dem Kugelschreiber möglich sein, forderte er.