Klima retten im Alltag: Wie verkleinere ich meinen CO2-Ausstoß? Von Christina Sticht, dpa

Jede und jeder kann seinen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz
leisten - und dabei noch eine Menge Geld sparen. CO2-Rechner in
Internet helfen dabei abzuschätzen, für wie viele klimaschädliche
Treibhausgase ich persönlich verantwortlich bin.

Hannover (dpa) - Um die globale Erwärmung zu verlangsamen, müssen
Politik und Wirtschaft in Deutschland umsteuern. Aber auch jeder
Einzelne kann im Alltag einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Im
Durchschnitt ist jede Bundesbürgerin und jeder Bundesbürger für einen

jährlichen CO2-Ausstoß von rund 10,8 Tonnen verantwortlich. Dieser
Wert lasse sich halbieren, ohne komplett sein Leben auf den Kopf zu
stellen, sagt Michael Bilharz, der für den CO2-Rechner beim
Umweltbundesamt (UBA) verantwortlich ist. Der Rechner ermittelt auf
Grundlage von persönlichen Angaben, wie viele Treibhausgase jeder
Einzelne durch sein Konsumverhalten erzeugt und wie sich diese
reduzieren lassen.

Beim Klimaschutz geht es letztlich ums Überleben - das hat etwa die
Flut im Ahrtal im vergangenen Jahr deutlich gemacht. Der Ukrainekrieg
hat nun auch viele derjenigen aus der Ruhe gerissen, die sich zuvor
wenig dafür interessierten, woher Gas, Öl und Strom kommen. «Wann,
wenn nicht jetzt, sollte man mit Energiesparen anfangen?», fragt
Rainer Grießhammer, der sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich mit
nachhaltigem Konsum beschäftigt. «Es wird sich jetzt viel bewegen
wegen der hohen Energiepreise - und weil die Abhängigkeit von
diktatorischen Regimen bei Öl und Gas jetzt jedem deutlich geworden
ist», glaubt der langjährige Geschäftsführer des Freiburger
Öko-Instituts und Autor des Buches «#klimaretten».

«Was die eigene Klimabilanz angeht, schätzen sich viele Menschen zu
positiv ein», beobachtet Grießhammer. «Sie haben das Gefühl, dass s
ie
schon viel tun, etwa weil sie den Müll trennen und ein paar
Energiesparlampen eingedreht haben.» Um langfristig seinen
CO2-Fußabdruck zu reduzieren, müssten aber grundsätzliche
Entscheidungen getroffen werden, die möglichst viele Jahre wirken.
Einige Beispiele:

Wohnen: Eine gute Dämmung im Haus verringert den Energieverbrauch
beim Heizen und spart laut Umweltbundesamt schnell eine halbe Tonne
und mehr CO2 pro Person und Jahr. Auch Mieter könnten 20 bis 25
Prozent Gas oder Öl und damit je nach Wohnungsgröße eine halbe oder
ganze Tonne CO2 einsparen, sagt Grießhammer. Mögliche Maßnahmen sind:

Programmierbare Thermostatventile an den Heizkörpern anbringen,
Stoßlüften statt Dauerkippstellung der Fenster, die Nutzung eines
Sparduschknopfs und Durchflussbegrenzers sowie das Absenken der
Raumtemperatur. «Eine ein Grad geringere Temperatur in der Wohnung
bedeutet schon fünf bis sechs Prozent weniger Energieverbrauch und
entsprechend weniger CO2-Emissionen», betont Bilharz.
Energieeffiziente Geräte sparten Strom. Wenn der Strom auch noch aus
erneuerbaren Energien stamme, werde der CO2-Ausstoß sehr klein.

Mobilität: Die hohen Benzinpreise könnten dazu motivieren, das Auto
häufiger stehen zu lassen. Der Straßenverkehr war laut UBA 2019 für
mehr als 18 Prozent der deutschlandweiten Treibhausgas-Emissionen
verantwortlich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nutzten 68
Prozent der Berufspendler 2020 das Auto für den Weg zur Arbeit und
nur 13 Prozent öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn. Von den
Autofahrern hatten fast die Hälfte (48 Prozent) eine Strecke von
unter zehn Kilometern zur Arbeit. Wer zweimal am Tag fünf Kilometer
mit dem Rad statt mit dem Auto zurücklegt, spare jährlich bis zu 0,5
Tonnen CO2 ein, sagt UBA-Experte Bilharz.

Urlaub: Eine Flugreise kann die persönliche Klimabilanz auf einen
Schlag deutlich verschlechtern. Der Hin- und Rückflug von Frankfurt
am Main nach Gran Canaria zum Beispiel schlägt mit 1,1 Tonnen CO2 zu
Buche. Experten raten, diese CO2-Emissionen zumindest durch
freiwillige Kompensationen auszugleichen und Klimaschutzprojekte etwa
in Entwicklungsländer zu unterstützen. Das Unternehmen myclimate
Deutschland zum Beispiel schlägt für den Flug zu den Kanaren eine
Summe zwischen 24 und 31 Euro vor. Dabei kann man zwischen
verschiedenen Projekten wählen. Wegen der größeren Wohnung, des
größeren Autos und mehr Urlaubsreisen haben reichere Menschen in der
Regel auch einen größeren CO2-Fußabdruck.

Ernährung: Anders als viele denken, hat die Ernährung nicht so einen
großen Einfluss auf den persönlichen CO2-Fußabdruck wie Mobilität u
nd
Wohnen. Doch auch hier lässt sich einiges einsparen: Eine Umstellung
von Mischkost auf vegetarische Ernährung bringt eine Ersparnis von
gut 0,4 Tonnen CO2 pro Jahr, bei veganer Ernährung sogar das
Doppelte. Dabei wurden die im Ernährungsbereich relevanten
Treibhausgase Methan und Lachgas in sogenannte CO2-Äquivalente
umgerechnet. Rinder setzen Methan frei, Lachgas entsteht durch
Düngung in der Landwirtschaft.

Bewusster Konsum: Nach Berechnungen des beim UBA angesiedelten
Kompetenzzentrums Nachhaltiger Konsum können zwei Tonnen CO2 durch
bewussteren Konsum eingespart werden - das heißt, reparieren, leihen,
weniger neu kaufen und nutzen, was vorhanden ist. So entspreche zum
Beispiel ein neues Handy 432 Einweg-Plastikflaschen. Auch grüne
Girokonten oder Geldanlagen seien ein Beitrag zum Klimaschutz.
Konkrete Tipps für den Einkauf geben Naturschutzorganisationen wie
zum Beispiel der WWF Deutschland auch im Internet.

Klimaziele: Deutschlands Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen
ist nach vorläufigen Zahlen 2021 trotz der Pandemie um 4,5 Prozent
gestiegen. Im langfristigen Vergleich zu 1990 sind die Emissionen um
38,7 Prozent gesunken. Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß
bundesweit um mindestens 65 Prozent gesenkt werden. Laut einem im
Herbst 2021 veröffentlichten UN-Bericht müssten die Staaten
allerdings ihre Klimaschutz-Bemühungen versiebenfachen, um die
Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu
begrenzen, wie sie es vereinbart haben. «Man muss gegen jedes Zehntel
Grad weitere Erwärmung kämpfen», sagt Forscher Grießhammer. «Eine

weitere Erwärmung von zwei, drei oder vier Grad wäre furchtbar.»

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