Infektiologe für Beibehalten regionaler Lockdowns ab Inzidenz 1000

Die Infektionszahlen explodieren wie nie zuvor - trotzdem denken
Politiker angesichts leichterer Omikron-Verläufe sogar über
Lockerungen nach. Vor den nächste Woche erwarteten Entscheidungen
gibt es aber auch mahnende Stimmen.

München (dpa) - Der Infektiologe Chefarzt Clemens Wendtner hält bei
hohen Infektionszahlen Einschränkungen weiter für notwendig und
plädiert für ein Beibehalten der Regelung zu regionalen Lockdowns ab
einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1000. Er halte es für sinnvoll, «dass
der 1000er Wert eingehalten wird», sagte der Infektiologie an der
München Klinik Schwabing der Deutschen Presse-Agentur. «Ich würde
schon sagen, dass wir angesichts extrem steigender Neuinfektionen in
diesen Tagen und voraussichtlich auch in den nächsten Wochen weitere
Kontaktbeschränkungen benötigen.»

Es sei davon auszugehen, dass die Omikron-Welle wegen der höheren
Infektiosität schnell durchlaufen werde und der Peak im Februar und
März erreicht werde, sagte Wendtner. In dieser Zeit müsste versucht
werden, die Infektionszahlen nicht zu extrem werden zu lassen, um die
Kliniken nicht zu überlasten. Das gelte bei Omikron für die
Intensivstationen, aber auch mehr und mehr für die Normalstationen,
die stärker in den Blick genommen werden müssten.

Bis vor kurzem mussten in Bayern Landkreise und kreisfreie Städte mit
einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 1000 das öffentliche Leben
herunterfahren. Momentan ist diese regionale Lockdown-Reglung aber
ausgesetzt. Das Kabinett will nächste Woche über neue
Hotspot-Regelungen wie auch über gewisse Erleichterungen entscheiden.

Zwar gilt als weiterer Parameter für Einschränkungen die Belegung der
Krankenhäuser und insbesondere der Intensivstationen - da diese aber
erst mit Verzögerung steigt, hält Wendtner die Inzidenz weiter für
eine «seismographische Größe», die bei Entscheidungen beachtet werd
en
muss. Zudem liegen immer noch Patienten aus der Delta-Welle auf den
Intensivstationen.

Neben der Impfung bleiben Maskenpflicht und Abstand laut Wendtner
wirkungsvolle Maßnahmen - das zeige die Erfahrung aus zwei Jahren
Pandemie. Der Infektiologe und sein Team in Schwabing hatten am 27.
Januar 2020 den bundesweit ersten Corona-Patienten aufgenommen und
seitdem wurden dort rund 1600 Erkrankte betreut - Wendtner hat sich
bis heute nicht infiziert. In der München Klinik wurden seither
insgesamt rund 3700 Corona-Patienten stationär betreut.