Immer mehr Schüler wegen Corona zuhause - Viele Kitas betroffen

Corona grassiert - das bekommen insbesondere die Familien zu spüren.
Kinder müssen in Quarantäne, Kitas sind geschlossen und berufstätige

Eltern verzweifeln, weil sie ja eigentlich arbeiten müssten. Wie ist
die Lage in Schulen, Kindergärten und Co.?

München (dpa/lby) - Immer mehr Schüler fehlen wegen
Corona-Infektionen oder Quarantäne im Unterricht. Stand Freitag waren
es 3,8 Prozent, wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilte.
Das sind mehr als doppelt so viele wie kurz nach den Weihnachtsferien
am 11. Januar. Und auch bei Kindergärten, Krippen und Horten sind
inzwischen sehr viele Einrichtungen vom Infektionsgeschehen
betroffen.

Der Anteil der wegen eines positiven Corona-Tests dem Unterricht
fernbleibenden Schüler lag - Stand Freitag - bei knapp 1,5 Prozent,
in Quarantäne befanden sich 2,3 Prozent - jeweils etwas mehr als eine
Verdoppelung zum 11. Januar. Damit haben sich die Zahlen in etwa
parallel zur allgemeinen Corona-Inzidenz in Bayern entwickelt, die
sich im gleichen Zeitraum ebenfalls etwas mehr als verdoppelt hat.

Auch immer mehr Betreuungseinrichtungen - von der Krippe über
Kindergärten bis zum Hort - sind vom Infektionsgeschehen betroffen.
Von bayernweit 10 200 Einrichtungen waren es Stand Freitag 970, wie
das Sozialministerium mitteilte, das entspricht etwa einer
Verdreifachung binnen einer Woche. 49 Einrichtungen waren vollständig
geschlossen, 691 teilweise. In weiteren 230 waren nur Einzelpersonen
von Quarantänemaßnahmen betroffen. Noch eine Woche zuvor waren dem
Ministerium zufolge nur sieben Einrichtungen ganz und 147 teilweise
geschlossen sowie in 119 Einrichtungen Einzelpersonen betroffen
gewesen.

«Oberstes Ziel bleibt, die Kitas offen zu halten. Denn Kinder
brauchen Kinder, Eltern brauchen eine verlässliche
Kindertagesbetreuung und die Familien sowie die Beschäftigten
brauchen größtmöglichen Schutz», sagte Sozialministerin Carolina
Trautner (CSU). Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte:
«Die engmaschigen Testungen und angepassten Quarantäneregelungen
tragen dazu bei, das Infektionsrisiko an den Schulen gering zu
halten.» Unter anderem soll es ab März auch in 5. und 6. Klassen
PCR-Tests geben. Dennoch müsse man «vorsichtig sein und die
Entwicklung genau beobachten».

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern rechnet
damit, dass bald noch viel mehr Betreuungseinrichtungen ganz oder
teilweise schließen oder Betreuungszeiten reduzieren werden. «Durch
die mangelnden Testverfahren mit Antigentests vermuten wir, dass
Ausbrüche nicht rechtzeitig bemerkt werden. Dadurch werden viele
gleichzeitig betroffen sein», sagte Vize-Landesvorsitzende Gerd
Schnellinger auf Anfrage. «Aus meiner Sicht ist dies nur der Anfang
und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht in Sicht.»

Eine schwierige Lage für Mütter und Väter: «Sie müssen jederzei
t
damit rechnen, dass Ihr Kind wegen Quarantäne-Maßnahmen nicht zur
Schule gehen kann und zu Hause betreut werden muss», sagte Henrike
Paede, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes.
«Man kann nur hoffen, dass ihre Arbeitgeber sie dabei unterstützen,
soweit sie die verfügbaren Kontingente schon ausgeschöpft haben.»

Vor rund einem Jahr gab es noch Auffanglösungen für berufstätige
Eltern in systemrelevanten Berufen. Und dieses Mal? «Entsprechende
Pläne werden vorsorglich vorbereitet», hieß es aus dem
Sozialministerium. Die GEW berichtete von kreativen Lösungen vor Ort.
Wenn immer mehr Personal wegbreche, werde das zu einer nicht lösbaren
Herausforderung. Dann trügen wieder Erzieher und Kinderpfleger allein
die Last, obwohl sie seit fast zwei Jahren an der Belastungsgrenze
tätig seien. Auch mittelfristige Folgen in Zeiten extremen
Fachkräftemangels sind nach Ansicht Schnellingers nicht absehbar. «Am
Ende tragen unsere Kinder die Folgen einer verfehlten Politik in der
frühkindlichen Bildung.»

Die Stimmung bei den Beschäftigten nach zwei Jahren Pandemie
beschrieb der stellvertretende GEW-Vorsitzende als «enttäuscht,
resigniert, besorgt und ängstlich». Die Kolleginnen und Kollegen
fühlten sich weder ernsthaft wahrgenommen noch ausreichend geschützt.
So habe man ihnen zu keiner Zeit auch nur ansatzweise ausreichende
Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt.