Gastgeber gegen 2G plus bei Gästen - Verband fordert Plan ab Ostern

Im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns geht die Angst um, dass der
Tourismusmotor ebenso so spät wie im vergangenen Jahr auf Touren
kommen darf. Die Anbieter wollen mehr Handlungsfreiheit als die
geltende 2G-plus-Regel, so der Landestourismusverband.

Rostock (dpa/mv) - Die wirtschaftliche Lage im Gastgewerbe
Mecklenburg-Vorpommerns ist nach einer Umfrage des
Landestourismusverbandes unter rund 480 Betrieben auch ohne
förmlichen Lockdown sehr angespannt. «Es fehlt an Umsätzen,
Planungssicherheit, Beschäftigung und Perspektive», sagte
Geschäftsführer Tobias Woitendorf am Donnerstag.

Es greife die Angst um sich, dass der Tourismusmotor so spät wie im
vergangenen Jahr auf Touren kommen dürfe. «Die Tourismusbranche
Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich einen klaren, nachvollziehbaren
und verständlichen Handlungsrahmen für Gäste und Gastgeber, der
spätestens ab Ostern zum Tragen kommt und mehr Handlungsfreiheit als
die aktuell geltenden 2G-plus-Regeln bringt.» Woitendorf kündigte
einen Vorschlag der Branche an die Landesregierung für die nächsten
Tage an.

Der aktuellen Umfrage zufolge sind 29 Prozent der
Beherbergungsbetriebe und 30 Prozent der Freizeitanbieter derzeit auf
staatliche Hilfe wie Überbrückungsgeld oder Kurzarbeitergeld,
angewiesen, wie es hieß. Fast jeder vierte Beherbergungsbetrieb und
jeder dritte Freizeitanbieter bezeichne seine wirtschaftliche Lage
als gefährdet beziehungsweise akut gefährdet.

Der unmittelbare Einfluss der Pandemie werde vor allem bei den
Buchungen deutlich. Mehr als jeder zweite Beherberger gab demnach an,
dass Gäste für den gesamten Reisezeitraum zurückhaltender buchten.
Rund 37 Prozent konstatierten dieses Verhalten für die Sommersaison.
Allerdings nähmen auch 32 Prozent für diesen Zeitraum mehr Buchungen
wahr. Jedes dritte Beherbergungsunternehmen hat der Umfrage zufolge
durch die pandemiebedingten Einschränkungen Mitarbeiter verloren.

Befragt nach den Regeln, die zukünftig bei Anreise für Gäste gelten
sollten, sprachen sich die meisten Unternehmen (rund 40 Prozent) für
die 3G-Regel aus. 21 Prozent wollten gar keine Regeln für die
Anreise. Geboosterte sollten sich nach Meinung der Mehrheit der
Befragten ohne weitere Tests frei bewegen können.

Auch aus der Gastronomie kam am Donnerstag Kritik an der geltenden
2G-plus-Regel. Vier von fünf Unternehmen im Nordosten bewerteten
diese Regel negativ, teilte der Branchenverband Dehoga ebenfalls nach
einer Umfrage mit. Daran habe sich knapp ein Viertel aller
Verbandsmitglieder beteiligt.

Die Ergebnisse verdeutlichten einmal mehr die dramatische und in
großen Teilen katastrophale Lage im Gastgewerbe durch die Einführung
der 2G-plus-Regel, erklärte Dehoga-Präsident Lars Schwarz. Die
Teilnehmer bezifferten den durchschnittlichen Umsatzverlust demnach
auch im Januar mit 55 Prozent zum Vorkrisenmonat Januar 2019. Etwa
jeder zweite Unternehmer sehe sich in seiner Existenz bedroht. Es
kämen deutlich weniger Gäste, und es komme auch zu Konflikten mit
Besuchern. Die 2G-plus-Regel bedeutet, dass Gäste geimpft oder
genesen und zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen müssen.

Mehr als 30 Prozent der Befragten hätten ihr Unternehmen
vorübergehend geschlossen, weil eine Öffnung unwirtschaftlich sei,
sagte Schwarz. 20 Prozent planten dies in den kommenden Wochen. Knapp
80 Prozent der Unternehmen hätten Überbrückungshilfe IV beantragt
oder wollten dies bald tun.