Fachverbands-Chef für Aufhebung der Quarantänepflicht für Schulkinder

Osnabrück (dpa) - Ein Fachverband für Infektionskrankheiten bei
Kindern fordert für Kita- und Schulkinder eine Aufhebung der
Corona-Quarantänepflicht. Sofern regelmäßige Testungen mit negativen

Ergebnis vorliegen, solle man Kontaktpersonen nicht den Zugang zu
Kitas oder Schulen verbieten, sagte der Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Tobias Tenenbaum,
der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Für sie sollte die
Quarantänepflicht aufgehoben werden, wo sie noch besteht», so der
Leiter des Fachverbands für Kindermedizin. «Das empfehlen wir nicht
nur als DGPI. Dass das ein gangbarer Weg ist, ist durch Studien
gestützt.»

Tenenbaum mahnte, dass man während der Omikron-Welle und dem zu
erwarteten Anstieg der Infektionsfälle nicht «Abertausende Kinder»
vom Schulunterricht fernhalten könne. «Mit Blick auf die
Massenansteckungen appellieren wir hier dringend zu Pragmatismus. Es
dürfen keine ganzen Klassen oder Kita-Gruppen heimgeschickt werden,
nur weil ein Kind positiv getestet worden ist», so der Chefarzt des
Sana Kinderklinikums in Berlin-Lichtenberg. «Eine Quarantäne nach der
anderen, das käme für unzählige Familien einem Lockdown gleich. Und
welche verheerenden Folgen das hat, ist hinlänglich belegt.»

Es gebe mit Masken, Lüftungen, Tests und Impfungen inzwischen
ausreichend Instrumente, um die Einrichtungen zum Wohle der Kinder
offen zu halten, sagte Tenenbaum. «Die Virusverbreitung durch Kita-
oder Schulschließungen zu verhindern, das ist jetzt nicht mehr der
richtige Weg», mahnte der Arzt. Der DGPI-Präsident verwies auf
internationale Studien sowie eigene Beobachtungen, wonach die
Omikron-Variante des Coronavirus für Kinder in der Regeln nicht
gefährlich sei.

Die Infektionszahlen in Deutschland waren zuletzt stark gestiegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Donnerstag erstmals über 600 - der
Wert lag bei 638,8 registrierten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb einer Woche.